Nach dem Aus für den Umzug dringt Dieter Lenzen auf eine zügige Sanierung der Hochschule in Eimsbüttel. Bezirk stellt im Juli ein Konzept vor.

Hamburg. Sie wurde doch noch ausgesprochen: die Wahrheit, die von der Wissenschaftsbehörde zwei Jahre lang beharrlich nicht geäußert wurde. "Wünschenswert wäre im Zuge des Sprunges über die Elbe eine Verlagerung der Universität auf den Kleinen Grasbrook", sagte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) in seiner Regierungserklärung, kurz bevor er das Projekt mit den Worten "wünschenswert, aber nicht notwendig" vom Tisch wischte. Im Klartext: Mit der nun beendeten Debatte verfolgte der Senat Ziele der Stadtentwicklung, während Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU) stets betonte, es gehe um "das Wohl der Universität". Aber das ist nun ein Streit von gestern.

Die Universität Hamburg begrüßte die Entscheidung des Senatschefs, die Hochschule in Eimsbüttel als "Investitionsschwerpunkt" zu sanieren. "Es ist eine kluge Entscheidung", sagte Präsident Dieter Lenzen dem Abendblatt, der zugleich konkrete Schritte forderte: "Der Finanzbedarf beträgt nach einer vorsichtigen Schätzung in dem Zeitraum 2012 bis 2018 etwa 600 bis 800 Millionen Euro für Ausbau und Sanierung der jetzigen Bestände", sagte Lenzen. Um mit den Maßnahmen "möglichst umgehend" beginnen zu können, benötige die Universität jedoch bereits 2011 zusätzliche Mittel, um Gebäude als Zwischenlösung während der Bauphase anzumieten. Zudem solle geprüft werden, ob der Forschungscampus in der Nähe des Desy-Geländes in Bahrenfeld "mittelfristig" auch für naturwissenschaftliche Zwecke der Universität genutzt werden könne.

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Dem SPD-geleiteten Bezirk Eimsbüttel, der vehement gegen Umzugspläne argumentiert hatte, will Wissenschaftssenatorin Gundelach offensichtlich nicht den ganzen Sieg überlassen: "Eine Standortentscheidung ausschließlich für Eimsbüttel ist nicht gefallen", sagte die Senatorin dem Abendblatt. Das von ihr für eine Million Euro in Auftrag gegebene Gutachten hatte den Grasbrook als beste Lösung bezeichnet.

Dennoch ist die Senatorin zufrieden mit dem Ergebnis der zurückliegenden Debatte: Dass die Sanierung der Hochschulgebäude vom Bürgermeister zu einem Schwerpunkt der verbleibenden Legislatur ernannt wurde, dass Wissenschaft und Forschung nun "so explizit im Fokus des öffentlichen Interesses" stünden, das sei "absolutes Novum für Hamburg". Ob es nun wirklich zügig vorangehen wird, scheint aber nicht sicher: Wenn der Bezirk Eimsbüttel seine Flächenangaben "konkretisiert" habe, würden diese gemeinsam mit der Universität erörtert, sagte Gundelach. "Danach wird über das weitere Verfahren entschieden."

Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke (SPD) will zügig liefern: "Wir werden dem Senat am 6. Juli den Nachweis führen, dass wir die Entwicklungspotenziale in Eimsbüttel für die Universität der Zukunft haben." Schließlich dürfe nicht Geldmangel die Entscheidung bestimmen, sondern "ausschließlich die Lagevorteile in Eimsbüttel". Erleichtert zeigt sich SPD-Hochschulexpertin Dorothee Stapelfeldt: "Nach zwei Jahren fruchtloser Handlungen der Wissenschaftsbehörde auf Basis tendenziöser Gutachten hat der Bürgermeister die Notbremse gezogen." Sie sei zuversichtlich, dass es Universität und Bezirk nun gelinge, "die Chance eines Neuanfangs" zu nutzen.