Abendblatt-Gespräch mit dem Ajatollah Reza Ramezani über den Vorwurf extremistischer Tendenzen im Islamischen Zentrum Hamburg.

Hamburg. Nach der Kritik an der Islamischen Tagung deutschsprachiger Muslime wegen angeblich extremistischer Tendenzen sprach das Hamburger Abendblatt am Rande der Veranstaltung mit Ajatollah Dr. Reza Ramezani.

Hamburger Abendblatt: Herr Dr. Ramezani, warum fand die Islamische Tagung trotz der Proteste statt?

Ajatollah Dr. Reza Ramezani: Wir haben im Rahmen der inneren Ordnung des Islamischen Zentrums die Erlaubnis zur Durchführung der Tagung erteilt. Solche Veranstaltungen gehören zu den langen Traditionen unserer Moschee, und gesetzlich sind sie nicht verboten. Die Veranstalter hatten sich an die deutschen Gesetze und an unsere Regeln zu halten. Das haben sie akzeptiert und auch getan. Alles, was gegen deutsche Gesetze verstößt, hätte ich nicht erlaubt.

Die Kritik des Gemeindemitglieds Schütt hat Sie aber doch erreicht. Dieses Schreiben liegt unserer Redaktion vor. Es gab keine Antwort.

Ich war zu dieser Zeit auf einer Veranstaltung, nämlich der Konferenz der europäischen Imame, in Wien. Auf Einladung der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich und des österreichischen Außenministeriums. Im Zusammenhang mit dem angesprochenen Brief habe ich mein Büro in Hamburg angewiesen, dass mit dem Verfasser ein Gesprächstermin zu vereinbaren ist. Um ihm die Ziele und die Inhalte der Tagung zu erklären. Solche Meinungsäußerungen sind normal, aber wegen eines solchen Briefes sagen wir eine Tagung wie diese, die schon monatelang geplant war, nicht ab.

Nicht nur kritische Gemeindemitglieder, sondern auch der deutsche Verfassungsschutz sehen Extremisten hinter harmloser Fassade ...

Die Aussagen des Hamburger Verfassungsschutzes und seines Präsidenten habe ich zur Kenntnis genommen. Sie haben geäußert, dass vom Islamischen Zentrum keine Gefahr ausgeht! Und die veranstaltende Gruppe arbeitet vollständig im Rahmen der deutschen Gesetze. Seit Monaten hat die Gruppe die Einladungen zur Tagung auf ihrer Homepage veröffentlicht, und wenn davon irgendeine Gefahr ausgegangen wäre, dann hätten die zuständigen Behörden uns informiert. Gerade weil wir völlig im Rahmen der Gesetze geblieben sind, bin ich der Ansicht, dass die mediale Verunreinigung des Klimas gegenüber der Islamischen Tagung in Hamburg nicht schön gewesen ist.

Es ist auch nicht schön, dass in Ihrer Moschee getarnte Extremisten aktiv sind.

Dies ist nicht richtig. Wir sind es, die den gemäßigten Islam vertreten. Denn der Islam ist die Religion der Mitte und des Maßes. Und als Kontrolle für diese Tagung habe ich persönlich am Kinder- und am Erwachsenenprogramm teilgenommen. Dort hat man ausschließlich die Lehren des friedliebenden Islam und der Sunni vermittelt. Mich würde Ihre Auffassung von gemäßigtem und extremistischem Islam interessieren.

Bekennt sich das Islamische Zentrum Hamburg zum Grundgesetz und zur demokratischen Rechtsordnung?

Zweifellos ja.

Arbeitet das Islamische Zentrum Hamburg mit dem iranischen Geheimdienst zusammen?

Ganz sicher nicht! Denn ich als Imam bin von der höchsten schiitischen Autorität hierher entsandt worden, um die religiöse Identität der Menschen zu schützen und ihre Fragen hinsichtlich der islamischen Lehren zu beantworten. Und ich hatte weder als Professor an der Universität und an theologischen Hochschulen noch als Geistlicher im Iran mit iranischen Nachrichtendiensten irgendeine Verbindung.

Unserer Zeitung sind mehrere Gemeindemitglieder namentlich bekannt, die große Angst vor Repressalien haben - am meisten für Familienangehörige im Iran.

Dies trifft nicht zu. Meiner Ansicht nach sind solche Aussagen haltloses Gerede und nicht ernst zu nehmen. Ich vermute, dass sich manche Leute hier durch solcherlei Aussagen in den Vordergrund stellen und sich wichtig machen wollen.

Da haben wir andere Informationen ...

Ich garantiere, dass alle Menschen aus unserer Gemeinde, die mit Kritik zu mir kommen, keinerlei Probleme zu erwarten haben. Ich verspreche, dass jedes Gemeindemitglied mit jedem religiösen Problem und auch mit Kritik an unserer Gemeinde zu mir kommen kann. Niemand braucht sich deshalb irgendwelche Sorgen zu machen oder gar Befürchtungen zu haben!

Sie gelten als Hardliner, der aus Teheran geschickt wurde. Arbeiten Sie als verlängerter Arm des iranischen Präsidenten?

Ich bin kein Politiker, ich bin ein religiöser Vater für die Muslime hier. Ich bin Lehrer für die Religion, und im Zentrum stehen die Lehren des Propheten. Wir arbeiten auf der Grundlage der Lehren des Propheten. Dabei geht es um Frieden und Dialog.

Werden Sie von sich aus das Gespräch mit den Kritikern suchen?

Ich kenne diese Kritiker nicht. Aber die Tür ist für Kritiker aus unserer Gemeinschaft immer offen.

Wir haben persönlich mit Kritikern gesprochen. Es gibt sie, aber sie haben Angst.

Wenn Sie die Kritiker der Entscheidungen des Zentrums kennen, dann können Sie sie gern an mich verweisen. Ich möchte darauf hinweisen, dass unsere Moschee eine lange Geschichte und einen guten Ruf hier in der Hansestadt hat. Und sie gehört mittlerweile zu den touristischen Attraktionen und ist ein gelistetes Hamburger Denkmal. Sie ist somit ein moderner Teil des Hamburger Kulturerbes. Deshalb möchten viele Muslime aus ganz Deutschland gern hier ihre Veranstaltungen abhalten. Und wir werden solchen Gruppen auch die Erlaubnis dazu geben. Was in den Seminaren gesagt wird, muss dann selbstverständlich im Rahmen der Gesetze bleiben, aber es muss nicht unbedingt unseren Ansichten entsprechen.