Gegner stören Veranstaltung der AfD im Emporio-Haus. Zuwanderung und Islam waren die Hauptthemen

Neustadt. Es war ein Wahlkampfauftakt unter starkem Polizeischutz: Schon lange, bevor die Veranstaltung der Alternative für Deutschland (AfD) am Sonnabendabend im Emporio-Hochhaus am Dammtorwall begann, hatten Polizeibeamte das Gebäude umstellt, riegelten Sperrgitter den Zugang ab. Während eine Gruppe von rund 150 AfD-Gegnern ihrem Ärger draußen Luft machte, wurde jeder Besucher streng kontrolliert.

Dennoch gelangten einige Demonstranten in den Saal und störten immer wieder durch Zwischenrufe wie „Flüchtlinge willkommen“ oder „Faschistenverein“. Hans-Olaf Henkel, stellvertretender AfD-Chef und früherer Arbeitgeberpräsident, versuchte es mit ein wenig Herablassung. „Seien Sie nachsichtig mit denen“, riet Henkel, der seine Rede mehrfach unterbrechen musste, den rund 400 Besuchern. „Sie sind einfach verführt worden. Sie wissen nicht, was sie tun!“

Der größte Teil der AfD-Gegner verließ nach einiger Zeit mehr oder weniger freiwillig den Raum, ein Mann wurde von Polizeibeamten abgeführt. Nach Abendblatt-Informationen war der Mann Autor eines Kamerateams aus dem gegenüberliegenden Gängeviertel. Ohne Presseausweis dürfe er sich nicht im Saal aufhalten, begründeten die Sicherheitsangestellten den Verweis vor Ort. Unter lautstarken „Lügenpresse“-Rufen der Besucher wurde der Mann unsanft von der Polizei aus dem Gebäude gebracht.

Doch es war nicht der Sturm des Protests, der den Hauptredner des Abends, den AfD-Vorsitzenden Bernd Lucke, aufgehalten hatte. Das war der Orkan, der am Sonnabend über Norddeutschland fegte und den Bahnbetrieb teilweise zum Erliegen brachte. Doch als Lucke um 21.15 Uhr Einzug hielt, war die Freude seiner Anhänger überschäumend. Die meisten applaudierten stehend, der Beifall ging in rhythmisches Klatschen über.

Lucke malte in seiner Rede ein düsteres Szenario der Weltlage, die sich in den vergangenen zehn Jahren seit dem Amtsantritt von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) deutlich verschlechtert habe. „Es gibt jede Menge Krisen“, sagte Lucke und nannte den Ukraine-Konflikt, die Destabilisierung des Nahen Ostens sowie den Euro und die Probleme in der Euro-Zone, namentlich mit Griechenland. „Und es gibt die Krise der illegalen Einwanderung. Das alles ist für die Menschen schwer zu verdauen. Ich erwähne nur mal Pegida“, sagte der AfD-Chef. Dennoch seien viele Menschen mit Merkel zufrieden. „Das liegt daran, dass Merkel die Probleme verschleiert. Die Bundesregierung führt die Bevölkerung in die Irre“, so der Europaabgeordnete. Angesichts der demografischen Entwicklung plädierte Lucke für eine „massive Zuwanderung“. Deutschland brauche die Menschen, „die sich gut integrieren können“, sagte Lucke unter starkem Beifall.

Das Thema Zuwanderung zog sich wie ein roter Faden durch den Abend. Vor Lucke hatte bereits Henkel eine „offene Diskussion“ über Zuwanderung gefordert. Dabei setzte sich der frühere Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) vor allem mit dem Islam auseinander. „Wir müssen aus Sicht der Opfer über den Islam diskutieren“, forderte Henkel. Nur zwei der 51 muslimisch geprägten Staaten hätten demokratische Strukturen: Libanon und Tunesien. „Und in allen Ländern werden die Frauenrechte mit Füßen getreten. Das erleben wir auch in muslimischen Familien in Deutschland“, so der AfD-Vize. Das Thema müsse grundsätzlich angegangen werden. „Nur über die Islamisierung des Abendlands zu schwadronieren, reicht nicht aus“, so Henkel mit einem Seitenhieb auf die Pegida-Bewegung.

Jörn Kruse, AfD-Spitzenkandidat bei der Bürgerschaftswahl, attackierte die „Lüge“ der Politiker beim Thema Islam. „Sie suggerieren, dass bei der Zuwanderung aus islamischen Ländern alles von selbst geht, wenn man nur lang genug wegguckt“, sagte Kruse und erntete dafür Applaus. Voraussetzung für Zuwanderung sei Integration und das Erlernen der deutschen Sprache.

Die AfD fordert ein Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen

Kruse forderte ein Kopftuchverbot für muslimische Lehrerinnen: „Das Kopftuch ist für mich ein Symbol der Integrationsverweigerung und der Frauenverachtung. Männer zwingen Frauen, als schwarze Monster herumzulaufen“, rief Kruse und emphatischer Beifall brandete auf. Kruse betonte, dass die weltweite Solidarität mit den Opfern der Terroranschläge in Paris der richtige Weg sei. „Aber es ist nur ein erster Schritt. Wir brauchen handfestere Maßnahmen“, sagte Kruse. Den „Schutzversprechen“ von Kanzlerin Merkel glaube er nicht.

Was die AfD in Hamburg politisch ändern will, erfuhren die Zuhörer kaum. Kruse erwähnte die Aufstockung der Polizei um 500 Beamte. „Wir haben einen Bürgermeister, der nichts tut. Wir müssen Hamburg aus dem Schlaf wecken“, so Henkel, der die Bedeutung der Bürgerschaftswahl für die AfD betonte. „Wenn wir es hier schaffen, schaffen wir es überall.“ Hamburg wäre das erste westdeutsche Bundesland, in dem die AfD parlamentarisch vertreten wäre.