Rund 1000 neue Wohneinheiten sind für Farmsen-Berne geplant. In Bramfeld soll eine offene Ladenpassage Dorf- und Marktplatz verbinden. Die Wandsbeker Mitte soll künftig städtischer werden.

Wandsbek. Wandsbeks Herz schlägt in der Mitte des mit gut 400.000 Einwohnern größten Hamburger Bezirks. Also nicht am Wandsbeker Markt oder im zentrumsnahen Eilbek, auch nicht in den finanzstarken grünen Rändern des Alstertals oder der Walddörfer, sondern in der unterschätzten Kette von Stadtteilen, die den reichen Norden vom armen Süden trennt. Sie reicht von Rahlstedt und Tonndorf über Farmsen/Berne bis nach Bramfeld.

Diese Mitte will Wandsbek entwickeln. Sie soll wachsen und urbaner, bunter und städtischer werden. Was auch heißt, dass mehr Menschen auf gleichem Raum leben sollen. So will die regierende rot-grüne Koalition im Bezirk Kaufkraft in die Stadtteile ziehen, um Beschäftigung und Lebensstandard dauerhaft zu sichern. Wer so plant, braucht einen langen Atem. Die Wandsbeker Projekte sind deshalb kaum auf das jeweils laufende Jahr beschränkt.

Schwerpunkte setzen die Koalitionäre in Farmsen und Bramfeld. In beiden Stadtteilzentren stehen größere Bauprojekte an. In Bramfeld zahlen sie vor allem auf die Attraktivitätssteigerung der Nahversorgung und der sozialen Infrastruktur ein, in Farmsen nur auf den Wohnungsbau.

Knapp 1000 Wohneinheiten werden in den kommenden Jahren vor allem entlang der Farmsener August-Krogmann-Straße entstehen. Der Knotenpunkt Farmsener Bahnhof ist als Problemzone erkannt. Mittelfristig sollen dort die Verkehre neu geordnet werden, weil sie sich häufig gegenseitig stören. Busse, Taxis, Radler und Fußgänger müssen sich mit dem restlichen Autoverkehr auf engstem Raum unter der Bahnbrücke und vor den Läden verständigen. Die Kreuzung soll in der zweiten Stufe der Busbeschleunigung ab 2016 für die Metrobuslinie 26 umgebaut werden.

Erste Modelle zur Entzerrung der Verkehre gibt es bereits, die Diskussionen vor allem über den Verlauf der Radwege sind in vollem Gange. Verkehrsexperten haben aber bereits klar gesagt, dass die Enge bleiben wird und nicht alle Probleme lösbar sein werden. Auch fährt die U1 bereits in der Nähe ihrer Kapazitätsgrenzen, sodass die Grenzen Farmsener Bevölkerungswachstums zumindest für die CDU bereits erreicht sind. Die Linke forderte begleitende Investitionen für die soziale Infrastruktur im Stadtteil. Die CDU will generell vor Nachverdichtungen die soziale Infrastruktur überprüfen und im Zweifel das kulturelle, sportliche und Verkehrsangebot entsprechend erweitert sehen.

In Bramfeld geschieht das: Der Brakula wird ab Frühjahr 2015 saniert, anschließend wird das Försterhaus nebenan auf Vordermann gebracht und der Hof zwischen beiden Häusern für gemeinsame Veranstaltungen gepflastert. Das schafft für Brakula und „Kulturinsel“ neue Räume und Veranstaltungsmöglichkeiten und stärkt nebenbei die Gastronomie in der Bramfelder Ortsmitte.

Parallel dazu wird der Bebauungsplan für den Dorfplatz entwickelt, der neben 170 Wohnungen auch eine offene Ladenpassage schafft, die Dorf- und Marktplatz verbindet. Der Bau wird aber 2015 noch nicht starten.

Auch Rahlstedt und Wandsbek-Gartenstadt im Visier

Rahlstedt allerdings darbt. Zur Adventszeit 2015 will der Kulturverein wenigstens die Weihnachtsbeleuchtung und die kleinen Buden wieder ins Zentrum des immerhin 80.000 Einwohner starken Ortsteils bringen. Mit Überzeugungsarbeit, aber ohne Bargeld. Im vergangenen Jahr ließen die Geschäftsleute der Schweriner und Rahlstedter Bahnhofstraße den Festtagsschmuck für das Einkaufszentrum mangels Masse oder Gemeinsinn im Keller.

Der Ostpreußenplatz vor dem Bahnhof Wandsbek-Gartenstadt dagegen ist im Werden. Die Bürgerbeteiligung ist gewesen, nur sollte der Bahnhof erst fertig werden, bevor der Vorplatz saniert wird. Das Geld ist da, der Platz wird wohl auch 2015 fertig werden. Anders sieht es am Saseler Markt aus. Da gibt es zwar eine Einigung mit den Bürgern, aber Geld ist nur für die sogenannte „Feinplanung“ da. Die rund zwei Millionen Euro, die für den Umbau fällig werden, müssen erst eingeworben werden. Das kann dauern.

Die Flüchtlingsunterbringung bleibt ein Problem ersten Ranges. Glaubt man den Beteuerungen der SPD, müssten bald die ersten Walddörfer Wiesen mit Containern gefüllt werden. AfD und CDU stehen eher dagegen, kleiden ihr Nein aber gern in das humanistische Argument von der unzureichenden Betreuung. Auf Initiative der Grünen will die Koalition 2015 ein „interkulturelles Gesamtkonzept“ vorlegen. Es soll wechselseitige Erwartungen für Alteingesessene und Neuankömmlinge formulieren und eine Willkommenskultur begründen. Auch soll es Angebote für Senioren aus der ersten Einwanderer-Generation entwickeln.

Die Grünen fordern wie die Linke den Einstieg in die Anmietung normaler Wohnungen für Flüchtlinge, wie es beispielsweise in Mülheim (Ruhr) längst üblich ist. Das Problem: Vermietern sind vermeintliche Zugeständnisse oft nur dann abzuringen, wenn sie Ausnahmegenehmigungen brauchen und damit eine „Geschäftsgrundlage“ entsteht.

Aus genau dem gleichen Grund gelingt es der Regierungskoalition oft nicht, die versprochenen 30 Prozent Sozialwohnungen bei Neubauten durchzusetzen. Im Wandsbeker Brauhausviertel etwa blieb es bei fruchtlosen Bitten.

In Meiendorf dagegen will der Investor am Spitzbergenweg über der erneuerten Ladenzeile auch günstigere Wohnungen bauen. Allerdings sind dafür auch im ersten Angang bis zu acht Geschosse im Gespräch gewesen, und der Bebauungsplan ist erst im Werden. Die Geschäftsgrundlage ist also da.

Steilshoop wird völlig umgekrempelt

Am Campus Steilshoop hakt es: Die Berufsschule hat noch immer kein Ersatzquartier. Aber ihr Umzug ist die Voraussetzung für den Abriss des alten Schulzentrums, das durch den neuen Campus ersetzt werden soll. Eigentlich sollte der Abriss Anfang 2015 beginnen und der Neubau 2017 fertig werden. Das ist bereits jetzt Makulatur. Trotzdem startet der Umbau der Mittelachse (der zentrale Fußweg durchs Quartier), und auch der Marktplatz wird gemacht. Wichtig ist den Koalitionären vor allem, dass die Bürger dabei „mitgenommen“ werden. Schließlich wird der Stadtteil auf Jahre hinaus Baustelle und vollkommen umgekrempelt werden.

Für die Jugendhilfe bleibt es eng. Zwar muss auch 2015 noch keine Wandsbeker Einrichtung schließen, wenn man vom mutmaßlich nicht nur vorübergehenden Aus für das Gruppenhaus Bramfeld absieht und den seit Jahren mangels Masse nur auf dem Papier existierenden „Teeny-Club Sasel“ außen vor lässt. Aber auch ohne Berücksichtigung von Tarifsteigerungen für Pädagogen und Sozialarbeiter lag das kalkulierte Minus für 2015 schon bei rund 250.000 Euro.

Das mag für die Elbphilharmonie ein Taschengeld sein, aber für die Jugendhilfe ist es ein Vermögen. Der Ausgleich kommt – zulasten anderer Bereiche wie etwa des Sports – größtenteils aus dem bezirklichen Quartiersfonds. Aber die Parteien sind sich darüber einig, dass das kein Dauerzustand sein kann.