Finanzspritze von 900.000 Euro stoppt das Aus für Wilhelmsburger Gotteshaus. Künftige Eigentümer sind die Malteser.

Wilhelmsburg. Die Kirche bleibt im Dorf: Mit einer Finanzspritze von 900.000 Euro wird die marode Wilhelmsburger Maximilian-Kolbe-Kirche saniert und vor dem drohenden Abriss bewahrt. Das gaben am Montag der Senat und das Erzbistum Hamburg bekannt. Kultursenatorin Barbara Kisseler (parteilos): „In monatelanger gemeinsamer Anstrengung vieler Beteiligter ist es gelungen, die Voraussetzungen zum Erhalt der St.-Maximilian-Kolbe-Kirche zu schaffen.“

Die Rettung des 1974 geweihten Gotteshauses mit dem markanten Turm sei wie ein „vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“. Die zahlreichen Proteste gegen den Abriss des denkmalgeschützten Sakralbaus hätten seine Bedeutung als städtebauliches Wahrzeichen unterstrichen. Künftige Eigentümerin dieser Nachkriegskirche ist die gemeinnützige Malteser Norddeutschland gGmbH.

Damit die Außensanierung gelingen kann, stellen der Bund 400.000 Euro, das Denkmalschutzamt Hamburg 350.000, die Stiftung Denkmalpflege 50.000 Euro und das Erzbistum Hamburg 100.000 Euro zur Verfügung. 100.000 Euro aus den Mitteln des Denkmalschutzamtes Hamburg stammen aus einer zweckgebundenen Erbschaft, sagte Andreas Keller, Leiter des Denkmalschutzamtes. Auf Bundesebene hatte sich unter anderem der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs für den Erhalt des Gotteshauses engagiert. Er hat mit dazu beigetragen, dass Bundesmittel bereitgestellt wurden. „Die Kirche hat eine identitätsstiftende Funktion für Wilhelmsburg“, sagte Kahrs am Montag dem Abendblatt. Weil der Stadtteil es wollte, habe auch er sich für finanzielle Unterstützung durch den Bund eingesetzt. Eine Stadt wie Hamburg dürfe nicht das Gefühl haben, dass sie dabei allein gelassen sei.

Die Malteser Norddeutschland gGmbH als neue Eigentümerin will eineinhalb Millionen Euro in die Umgestaltung des Innenraumes investieren. Der eine Teil des katholischen Gotteshauses soll als Sakralbau mit Kapelle erhalten bleiben. Er dient den Bewohnern des angrenzenden Maximilian-Kolbe-Pflegeheimes als Ort der Besinnung und des Gebets. Der andere Teil wird funktional umgestaltet. Wie Malteser-Geschäftsführer Klaus Deitmaring sagt, entsteht dort ein Raum für „soziale und kultursensible Angebote“ vor allem für Wilhelmsburger mit Migrationshintergrund. Sie können dort in der Pflege ihrer Familienangehörigen ausgebildet werden. Ende Februar 2014 war bekannt geworden, dass dass Erzbistum die Kirche aus Kostengründen abreißen lassen will. Insbesondere am Dach sei es zu schweren Schäden gekommen, hieß es. Die Gremien im Erzbistum hatten den Abrissplänen zunächst zugestimmt. Doch die Wilhelmsburger wehrten sich vehement dagegen. Auch das Denkmalschutzamt stand den Plänen skeptisch gegenüber. „Nun“, sagt der Geistliche Rat Georg Bergner vom Erzbistum Hamburg, „werden die Interessen aller beteiligten Seiten berücksichtigt.“ Und Kultursenatorin Barbara Kisseler fügte hinzu, dass die Rettung der Kirche ein „gutes Beispiel für einen konstruktiven Denkmalsdialog“ sei.

Die Malteser in Norddeutschland betreiben 22 Pflegeeinrichtungen und gelten als der älteste Pflegeorden der Welt. Derzeit zählt das benachbarte Pflegeheim 130 Plätze. Weil es dringend sanierungsbedürftig ist, werden die Bewohner teilweise vorübergehend in einem Neubau in der Nähe der Kolbe-Kirche untergebracht. Später sollen dort 36 Plätze für betreutes Wohnen entstehen. Wegen einer räumlichen Vergrößerung der Pflegeheim-Zimmer sinkt die Kapazität von 130 auf 120 Plätze. Nach Angaben von Kultursenatorin Kisseler sind in der Hamburger Nachkriegszeit rund 80 neue Kirchen entstanden. Einige von ihnen seien in ihrem Bestand gefährdet. Dazu kommt, dass etliche Hamburger heute mit der damaligen Architektur „fremdeln“ würden. Dabei sei die Maximilian-Kolbe-Kirche „eines der bedeutendsten Denkmäler der Stadt“.

Die Kirche wurde zwischen 1972 und 1974 nach den Entwürfen des Architekten Jo Filke gebaut. Besonders augenfällig sind der spiralförmige Turm und die zeittypische Verwendung von Sichtbeton. Die nach der Sturmflut 1962 in Wilhelmsburg entstandenen Kirchen sollten den Bewohnern der Neubaugebiete eine geistige Heimat bieten. Doch in den vergangenen Jahrzehnten ist der Anteil der katholischen Einwohner kontinuierlich gesunken. Die Zahl der Gottesdienstbesucher ging in den vergangenen 15 Jahren um ein Drittel zurück.

Mit den Maltesern kann das Erzbistum in diesem Stadtteil auch weiterhin eine breite Präsenz zeigen. „Gemeinsam mit der Pfarrei St.Bonifatius, der katholischen Schule, der Kita und dem Krankenhaus Groß Sand bleibt die katholische Kirche stark auf der Elbinsel vertreten“, sagte Georg Bergner.