Tochterfirma wird nach Riesendefizit liquidiert – Gewinn des Konzerns halbiert. CDU verlangt bessere Kontrolle.

Hamburg . Schlechte Nachrichten für Hamburgs Steuerzahler: Der Gewinn von Hamburg Wasser wird in diesem Jahr um zwölf bis 15 Millionen Euro niedriger ausfallen als bislang erwartet. Grund ist das Verlustgeschäft von servCount, einer Tochtergesellschaft der Hamburger Wasserwerke. „Die wirtschaftlichen Erwartungen, die mit dem Geschäftsmodell der Selbstablesung verbunden waren, haben sich nicht erfüllt“, sagt Ole Braukmann, Sprecher von Hamburg Wasser.

Das Unternehmen servCount war 2008 gegründet worden und hatte vor allem für die städtische Wohnungsbaugesellschaft Saga GWG Dienstleistungen angeboten. Konkret hat die Gesellschaft in den Wohnungen der Saga GWG Ablesegeräte für Heizkosten und den Wasserverbrauch installiert und wartet diese – ebenso wie Rauchmelder. Die Mieter bekommen dann Karten zugeschickt, auf denen sie die selbst abgelesenen Zählerstände eintragen sollten. ServCount hat auf dieser Basis die Abrechnung übernommen. Deren Personalaufwand war jedoch nach den Worten von Pressesprecher Braukmann höher als erwartet. Unterm Strich sei für die wirtschaftliche Fehlentwicklung „ein Missverhältnis von zu hohen Kosten bei zu niedrigen Vertragspreisen“ gewesen, das sich nicht nachhaltig verbessern ließ. Bereits 2013 hatte das Unternehmen ein Minus von rund fünf Millionen Euro gemacht. 2014 wird sich der Fehlbetrag inklusive der Abwicklungskosten sogar auf zwölf bis 15 Millionen Euro summieren. Um diesen Betrag werde der Gewinn der Hamburger Wasserwerke, üblicherweise rund 30 Millionen Euro im Jahr, niedriger ausfallen.

Hamburg Wasser hat deshalb die Notbremse gezogen. Die servCount GmbH wird sich bis Mitte 2015 aus dem Ablese- und Abrechnungsgeschäft zurückzuziehen. Sie übergibt zunächst Messgeräte und Stammdaten an die Wohnungsbaugesellschaft. Danach stellt servCount den Betrieb ein.

Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Thilo Kleibauer fordert eine bessere Kontrolle öffentlicher Unternehmen durch den Senat, um ähnliche Defizite, die auch auf den Hamburger Haushalt durchschlagen, künftig zu verhindern. „Es kann nicht sein, dass bei kleinen Randaktivitäten städtischer Unternehmen plötzlich hohe Millionenverluste auftauchen“, sagt Kleibauer, der auch Vorsitzender der Ausschusses für öffentliche Unternehmen ist. Erst vor wenigen Wochen sei die Ergebnisplanung der städtischen Beteiligungsholding HGV für 2014 im Ausschuss besprochen worden. Auch bei konkreten Nachfragen zur Entwicklung der Hamburger Wasserwerke sei vonseiten des Senats dieses Problem mit keiner Silbe erwähnt worden. „Das ist mehr als fragwürdig“, findet Kleibauer. „Entweder die Abgeordneten wurden bewusst im Unklaren gelassen, oder Senat und HGV war das Millionenrisiko nicht bekannt. Beides ist nicht akzeptabel und muss aufgeklärt werden.“

Der Konzern Hamburg Wasser hat neben der servCount GmbH im Wesentlichen drei Tochterunternehmen: Die servTec betreut Abwasseranlagen sowie Glasfasernetze, Consulaqua Hamburg bietet Ingenieurdienstleistungen, dazu Hamburg Energie. „Die Gründung der Tochterunternehmen ist ein wesentlicher Baustein, um Hamburg Wasser zukunftsfähig aufzustellen“, sagt Unternehmenssprecher Braukmann. Weil der Wassergebrauch der Bevölkerung in den letzten 20 Jahren um rund 25 Prozent zurückgegangen sei, habe man neue Geschäftsfelder erschließen müssen.