Das 28 Jahre alte Forschungsschiff „Meteor“ wird auf der Norderwerft modernisiert

Steinwerder. Am Heck ist als Heimathafen zwar Hamburg zu lesen, doch das legendäre Forschungsschiff „Meteor“ läuft die Hansestadt tatsächlich nur alle paar Jahre an, zuletzt 2011. Das von der Universität Hamburg federführend betriebene schwimmende Labor ist anders als andere Forschungsschiffe rund um die Welt im Einsatz; im Pazifik wie auf dem Atlantik sind Wissenschaftler den Geheimnissen der Meere auf Spur. Jetzt liegt die „Meteor“ aber wieder in Hamburg.

Grund ist eine umfangreiche Modernisierung und Wartung des 1986 gebauten Schiffs im Dock der Norderwerft am Reiherstieg. Für rund 2,5 Millionen Euro wird Technik ausgetauscht, neue Geräte für die Wissenschaftler installiert, aber auch anstehende Stahlarbeiten ausgeführt. Bisher wurden solche Werftaufenthalte dem Fahrplan entsprechend weltweit in Auftrag gegeben.

„Doch da gab es auch schlechte Erfahrungen, und hier sind wir jetzt sehr zufrieden“, sagt Niels Jakobi von der Leitstelle Deutsche Forschungsschiffe, die bei der Hamburger Hochschule angesiedelt ist. Für Jakobi ist es zudem eine gute Gelegenheit, das Schiff in Augenschein zu nehmen und mit Kapitän Rainer Hammacher die Arbeiten zu begutachten. Bis 2009 war der Hamburger selbst Kapitän auf der „Meteor“.

Über eine schmale Gangway an der Dockwand erreicht Jakobi das achterliche Deck. Arbeiter schweißen dort an Treppengeländern, mit fiependem Warnton schwenkt ein Kranausleger mit seiner Last Richtung Schiff. Männer im Blaumann und mit Bauhelm streichen frische Farbe. Fast hat man den Eindruck, man sei auf einer Hausbaustelle kurz vor dem Richtfest – so viele Handwerker wuseln an Deck herum. Hebegeräte wurden überholt, mit denen die Mannschaft Tauchroboter und Bohrgerät in die Tiefe lassen können. Etliche Tausend Meter Drahtkabel sind an einer Winde aufgerollt, um auch bei Tiefen von bis zu elf Kilometern den Grund erreichen zu können, um dort tief in die Sedimente zu bohren – während oben die „Meteor“ wie ein Ballon am Band auf der Oberfläche schwimmt.

„Mit diesen Bohrungen lässt sich die Klimageschichte ablesen und Rückschlüsse auf heutige Schwankungen schließen“, sagt Jakobi. Faszination für das Forschen auf hoher See – das ist offensichtlich nicht nur die Sache von Wissenschaftlern. Auch der Nautiker Jakobi scheint davon erfasst. „Das muss man als Crewmitglied eines Forschungsschiffs auch“, sagt er.

Neu eingebaut wurde auf der „Meteor“ zudem eine Reinigungsanlage für Ballastwasser. Wie alle Seeschiffe führt auch sie etliche Tonnen Ballast, um Gewicht und Schwerpunkt ausgleichen zu können, wenn die Brennstofftanks leergefahren werden. Doch solches Wasser kann auch fremde Kleinstlebewesen einschleppen, die dann in den neuen Gewässern keine natürlichen Fressfeinde haben und so Ökosysteme gefährden.

Eine Reinigungsanlage dürfte dabei bald als Nachrüstpflicht für alle Seeschiffe gelten. Auf der „Meteor“ wurde nun eine eingebaut, die zugleich wissenschaftlich untersucht wird. „Wir wollen bei dieser Pilotanlage erfahren, wie wirksam sie wirklich ist“, sagt Jakobi und eilt die Gänge weiter hoch zum „grünen Deck“, wo Kapitän Hammacher sein Büro hat. Vorbei geht es an den Schlafkabinen, die aussehen wie ein XL-Schlafwagenabteil. Eine Lounge gibt es an Bord, Sauna, einen Sportraum – und natürlich viele Labore. „Die ,Meteor‘ ist bei Forschern besonders beliebt“, sagt Jakobi. Eben weil sie so „gemütlich“, aber mit ihrem yachtartigen Aussehen auch so gut aussehe. „Für mich das schönste Forschungsschiff überhaupt“, sagt Einsatzleiter Jakobi.

Er trifft Kapitän Hammacher schließlich bei einem Gespräch mit dem Prüfer des Germanischen Llyod, einer Art Schiffs-TÜV. Hammacher hatte zuvor das Kommando auf Schwergutschiffen, bevor er Kapitän auf der „Meteor“ wurde. Ein Entschluss, den er nicht bereut. Während heute die kleinen Besatzungen von Frachtschiffen oft international bunt zusammengewürfelt sind und man kaum eine gemeinsame Sprache hat, sei das auf einem Forschungsschiff ganz anders. Mit insgesamt gut 60 Menschen an Bord ist das Forschungsschiff in der Regel unterwegs, mit Wissenschaftlern, Matrosen, Maschinisten.

„Da gibt es ganz andere soziale Kontakte“, sagt Hammacher, den wie Jakobi auch die Forschungsarbeit fasziniert. Bei der anstehenden Reise nach Spanien und dann weiter zur türkischen Küste soll es beispielsweise wieder ein Tauchroboter werden, der gestochen scharfe Bilder vom Meeresgrund liefert. „Da freue ich mich regelrecht drauf“, sagt Hammacher. Aber auch nautisch bietet ein solches Schiff Ungewöhnliches – etwa wenn es Tage lang auf hoher See auf der Stelle gehalten werden muss, wenn etliche Tausend Meter tiefer ein Forschungsgerät am Kabel hängt. Die „Meteor“ ist dazu mit einem rechnergesteuerten Steuerungssystem ausgerüstet, das es über Satellitennavigation und drehbaren Bugstrahler automatisch auf Position hält.

Am Donnerstagvormittag wird die „Meteor“ Hamburg wieder verlassen. Die neue Fahrt führt zunächst nach Nordspanien, dann vor die Türkei, wo Wissenschaftler unter anderem einen Schlammvulkan unter Wasser erforschen wollen. Weiter geht es schließlich im Winter in die Karibik. „Wir sind im Laufe des Jahres meistens dort, wo die Wetterbedingungen gut sind“, sagt Jakobi. Doch nicht immer. „Wenn ein Forscher eben unbedingt Proben vor Spitzbergen im November braucht – dann fahren wir im November eben nach Spitzbergen“, sagt Jakobi.