Bezirksamtsleiter Grote befürwortet Abriss der City-Hochhäuser. Investoren interessiert an Toplage

Altstadt. Die City-Hochhäuser in der Innenstadt gehören nicht gerade zu den schönsten Bauwerken Hamburgs, doch sie stehen unter Denkmalschutz. Nun aber wollen Senat und Politik diesen außer Acht lassen und die grauen Betonbauten abreißen lassen.

Bereits vor der in Kürze anstehenden Ausschreibung soll der Senat seine Zustimmung zum Abriss geben – so steht es in einem dem Abendblatt vorliegenden Drucksachenentwurf der Finanzbehörde. Auf diese Weise sollen mögliche Investoren Planungssicherheit haben. Dass die Finanzbehörde derzeit an einer Ausschreibung arbeitet, hat Behördensprecher Björn Domroese auf Abendblatt-Anfrage bestätigt. Dieses Vorgehen begrüßt auch der Bezirksamtsleiter von Mitte, Andy Grote (SPD): „Eine Sanierung wäre unwirtschaftlich, und die City-Hochhäuser sind auch städtebaulich nicht mehr zeitgemäß.“ Der Bezirksamtschef, der auch als ausgewiesener Stadtentwicklungsexperte gilt, wünscht sich: „Wir brauchen hier eine Mischung aus Wohnungsbau und Gewerbe.“

Auch Grünen-Fraktionschef Michael Osterburg ist für eine neue Bebauung: „Einen Abriss und einen Neubau am Klosterwall würden wir befürworten, da es große Möglichkeiten für den Wohnungsbau und die Quartiergarage gibt. So könnten wir das Kontorhausviertel beleben und autoarm gestalten.“

Seit Jahren gibt es immer wieder Diskussionen um die maroden Bauten. SPD-Fraktionschef Falko Droßmann hatte in der Vergangenheit die Hochhäuser bereits als „Schandfleck“ bezeichnet. Der Denkmalschutz – die City-Hochhäuser sind seit Mai 2013 ein geschütztes Baudenkmal – spielt in diesem Fall für die Stadt offensichtlich keine Rolle. Und das, obwohl die Kulturbehörde in einem Gutachten festgestellt hat, dass diese Bauwerke erhaltenswert seien. Allerdings sagt Sprecher Enno Isermann auch: „Ob ein Denkmal verändert oder gar abgerissen werden kann, ist im Einzelfall zu entscheiden. Dabei spielt es insbesondere eine Rolle, ob die Sanierung eines Denkmals dem Eigentümer wirtschaftlich zuzumuten ist.“ Mit diesem Thema hatte sich eine „Wirtschaftlichkeitsbetrachtung“ im Auftrag der Finanzbehörde beschäftigt. Das Ergebnis: Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Neubauvariante auf jeden Fall für die Stadt effektiver.

Die Investoren dürften an diesem Standort Schlange stehen. Denn es ist eine 1-A-Lage mitten in der Innenstadt. Schon bei einer Ausschreibung im Jahr 2012, die dann gestoppt wurde, hatten mehrere Investoren jeweils mehr als 30Millionen Euro für die Neubauvariante geboten.

Aber ein wenig Einfluss hat das Denkmalschutzamt dann doch noch genommen. Das Amt sehe die Notwendigkeit, „auch die denkmalgerechte Sanierung als mögliche Variante mit in die Grundstücksausschreibung aufzunehmen“, heißt es in dem Drucksachenentwurf. Also können die Investoren ihre Konzepte für die Variante Abbruch und Neubau, aber auch für eine Sanierung abgeben. Aber Letzteres, so die Meinung von Experten, werde kein Projektentwickler tun, falls er Geld verdienen möchte.