Schulterschluss der Bürgerschaftsfraktionen für die Altonaer Forderung

Altona. Die Idee für eine Überdeckelung der Autobahn 7 ist vor gut 20 Jahren von lärmgeplagten Anwohnern in Altona entwickelt worden. In diesem Jahr starten die Arbeiten, die Pläne für die Deckel in Stellingen und Schnelsen sind weitgehend fertig. Und mit dem Abriss der Langenfelder Brücke haben erste Vorbereitungen vor einigen Tagen bereits begonnen. Doch ausgerechnet im Abschnitt Altona ist die Länge des künftigen Deckels bisher noch fraglich: 730 Meter will der Bund im Zuge der Fahrbahnverbreiterung als Lärmschutz finanzieren, Anwohner und Bezirkspolitiker im Hamburger Westen fordern aber einen mehr als 2000 Meter langen Deckel zwischen Behringstraße und Volkspark. Nach langer Diskussion haben nun die Bürgerschaftsfraktionen von SPD, CDU, Grünen und FDP diesen sogenannten Altonaer Konsens übernommen und sich auf einen gemeinsamen Antrag dazu geeinigt, der am 4. Juni in der Bürgerschaft beschlossen werden soll. „Hamburg will den langen Deckel – das ist die Botschaft“, sagt SPD-Fraktionschef Andreas Dressel. „Damit machen wir deutlich, dass wir diese Lösung wollen und unsere Bundestagsabgeordneten bitten, in Berlin entsprechend tätig zu werden“, bestätigt auch der Altonaer CDU-Abgeordnete Hans-Detlef Roock.

Konkret beauftragen die Fraktionen den Senat nun, mit dem Bund über die Finanzierung zu beraten und bis zum ersten Quartal 2015 Planungs- und Finanzierungsgrundlagen vorzulegen. Eine finanzielle Zusage der Bürgerschaft ohne Wenn und Aber sieht der Antrag allerdings nicht vor. „Wir haben aus der Elbphilharmonie gelernt und brauchen eine solide Grundlage zur Entscheidung“, sagt Dressel.

Noch gibt es für den Deckelabschnitt in Othmarschen und Bahrenfeld auch keinen Planfeststellungsbeschluss, der formale Grundlage für solche Bauwerke ist. Bisher plant der Bund mit dem Ausbau auf acht Spuren für den Bereich südlich und nördlich der B431 (Osdorfer Weg) einen 730 Meter langen Lärmschutzdeckel, weiter südlich soll mit Galeriebauten und Schutzwänden der Lärm des Autobahnverkehrs abgemildert werden.

Die weitere Deckelverlängerung bis zur Behringstraße würde nach ersten, aber sehr groben Schätzungen rund 150 Millionen Euro mehr kosten. Dieser Betrag soll mit dem Verkauf von dann neuem Wohnungsbauland an der Autobahn finanziert werden. In den Hamburger Behörden gab es aber bisher die Befürchtung, dass solche Erlöse nicht ausreichen könnten, um die Finanzlücke schließen zu können.

Einen wesentlichen Teil zur Finanzierung eines langen Deckels könnte auch das Gelände der Autobahnmeisterei beitragen, die dann verlagert werden müsste. Doch offensichtlich verlangt der Bund dafür einen zu hohem Grundstückspreis, der sich selbst schon daran orientiert, was Bauland an der Stelle kosten könnte. Hier sieht Dressel denn auch eine „Stellschraube“, die eine Finanzierung des langen Deckels möglich machen könnte, wenn sich der Bund selbst engagierter zeige in der Sache. Zudem müsse der Bund aufgefordert werden, sich mit weiterem Geld an Finanzierungslücken und Kostenrisiken zu beteiligen, heißt es in dem Antrag. Dressel: „Wir sehen darin eine nationale Aufgabe.“

Hintergrund der Überdeckelung der in den 60er- und 70er-Jahren gebauten Autobahn mitten in der Stadt ist allerdings nicht in erster Linie der Lärmschutz, sondern die enorme Verkehrsbelastung. Täglich passieren mehr als 150.000 Fahrzeuge Stellingen. Im kommenden Jahrzehnt rechnen die Experten mit einem Anstieg auf täglich 165.000 Fahrzeuge.

Bereits heute wird der vom Bund vorgegebene Richtwert für die Kapazität der Fahrspuren im Stellinger Bereich um 50 Prozent überschritten. Auch die Unfallquote liegt hier deutlich über dem Durchschnitt.

Um diese Probleme zu lösen, wird die Autobahn breiter. In Hamburg wird es statt sechs künftig acht Spuren geben. Von der Landesgrenze Schleswig-Holstein an bis nach Bordesholm nahe Kiel wird die Trasse von vier auf sechs Spuren erweitert. Gut zehn Jahre werden die Bauarbeiten insgesamt andauern, ein Beginn im Bereich Altona ist bisher um 2019 vorgesehen.

Auf rund 775 Millionen Euro werden die Kosten bisher allein auf Hamburger Gebiet geschätzt – ohne die Deckelverlängerung in Altona.