„Bündnis für Demokratie und Toleranz“ vergibt Preise für vorbildliche Arbeit. Bürgermeister Scholz: „Einmischung ist unverzichtbar“

Hamburg. Sie helfen Schülern beim Lesen, geben benachteiligten Kindern Tanzunterricht, betreiben Gewaltprävention an Schulen, rufen Mitmenschen die Schrecken des Holocausts in Erinnerung oder setzen sich gegen rechtsextreme Tendenzen ein – und das alles ehrenamtlich. Acht Gruppen und Initiativen aus Hamburg und anderen norddeutschen Bundesländern wurden für dieses Engagement am Montagabend vom bundesweiten „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt“ ausgezeichnet.

„Es ist die Aufgabe des Staates und seiner Organe, das Recht durchzusetzen. Gleichzeitig ist Einmischung, ist Engagement von Bürgerinnen und Bürgern außerhalb der staatlichen Institutionen unverzichtbar“, sagte der Erste Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) bei der Preisverleihung in der Finanzbehörde. „Viele haben das verstanden und die Projekte, die heute ausgezeichnet werden, haben es aktiv in die Tat umgesetzt.“ Auch Aydan Özoguz, Staatsministerin für Migration im Bundeskanzleramt, und Schleswig-Holsteins Innenminister Andreas Breitner (beide SPD) nahmen an der Feierstunde teil.

Einige Beispiele: Mit einem Preisgeld von 3000 Euro wurde der Verein „Mentor – die Leselernhilfe Hamburg“ ausgezeichnet, eine Initiative von mittlerweile 700 Freiwilligen, die Kindern und Jugendlichen helfen, ihre Sprach- und Lesekompetenz sowie das Textverständnis zu verbessern (das Abendblatt berichtete). Je ein Mentor trifft sich dabei ein Jahr lang mit einem Schüler einmal pro Woche für eine Stunde zum Lesen – da die Mentoren meist im Rentenalter sind, fördert das Projekt zudem den Austausch zwischen den Generationen. Ebenfalls 3000 Euro erhielt die „Junge Gruppe“ des Weißen Rings aus Hamburg. Sie führt an Schulen ehrenamtliche Gewaltpräventionsarbeit aus der Opferperspektive durch.

5000 Euro erhielt die Bürgerinitiative „Glinde gegen Rechts“, die sich als Antwort auf die Eröffnung eines Thor-Steinar-Ladens bildete, in dem Anhänger der rechten Szene einkaufen. Was mit einer täglichen Mahnwache begann, wurde ein breiter Widerstand gegen das Erstarken rechten Gedankenguts. 2000 Euro gingen an das Tanzprojekt „Von der Straße auf die Bühne“ aus Lauenburg an der Elbe. Trainer, die selbst einen Migrationshintergrund haben, holen dabei Kinder und Jugendliche mit Breakdance-Unterricht von der Straße.