Sprecherin Kirsch wirft Gegnern vor, für erheblichen Unfrieden an Gymnasien zu sorgen

Hamburg. Mareile Kirsch, die Sprecherin der Volksinitiative „G9-Jetzt-HH“, ist empört über das Vorgehen der Gruppe „Schulfrieden wahren. Keine neuen Reformen!“ Die Befürworter des bestehenden achtjährigen Bildungsgangs zum Abitur am Gymnasium (G8) haben ein Argumentationspapier an alle Schulleitungen, Eltern- und Schülerräte verschickt. „Wir erleben eine massive, einseitige Pro-G8-Kampagne an den Gymnasien. Genau davor haben wir gewarnt“, sagt Kirsch. Eltern, die für die Wiedereinführung des um ein Jahr längeren G9 seien, fühlten sich unter Druck gesetzt.

Schulsenator Ties Rabe (SPD), der gegen die Rückkehr zu G9 ist, hatte die Schulkonferenzen der 60 Gymnasien aufgefordert, bis Ende Mai ein Meinungsbild zum Thema G8/G9 zu erstellen. Die Initiative „G9-Jetzt-HH“ war gegen diesen Schritt und bereitet derzeit das Volksbegehren vor, das nach den Sommerferien stattfinden soll, wenn es nicht doch noch zu einem Kompromiss zwischen der Bürgerschaft und der Initiative kommt.

„Der Brief der Schulfrieden-Gruppe sorgt für erheblichen Unfrieden an den Schulen“, sagt Mareile Kirsch. Eltern würden sich bei ihr beklagen, dass sie reihenweise E-Mails von G8-Befürwortern erhielten. „Das ist ein Kesseltreiben und widerspricht allem, was verabredet war“, sagt die G9-Sprecherin. Die Verantwortung trage der Schulsenator. Die Initiative will sich noch überlegen, ob sie auch ein Argumentationspapier an die Gymnasien verschickt. Bislang gibt es in dem Senatoren-Brief zum Thema Meinungsbild lediglich einen Link auf die Website der G9-Initiative. „Die Frage ist aber, ob wir mit unserem eigenen Standpunkt an den Schulen noch weiter polarisieren wollen“, zeigt sich Kirsch skeptisch.

Auch der Landesschulbeirat spricht sich für schnelleren Weg zum Abitur aus

Unterdessen hat sich auch der Landesschulbeirat, wie Kammern, Verbände und Parteien zuvor auch, gegen die Rückkehr zu G9 am Gymnasium ausgesprochen. „Die Einführung würde für die Gymnasien mit erheblichen Belastungen und Problemen verbunden sein“, heißt es in einer einstimmigen Erklärung des Beirats. Die Stadtteilschulen mit ihrem G9-Angebot würden geschwächt, weil viele Schüler das G9-Gymnasium vorziehen würden.

Der Senat weist in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der CDU-Abgeordneten Karin Prien auf ein weiteres Problem hin. Um die vorgegebene Größe der Eingangsklassen einhalten zu können, müssten Schüler bei starkem Zulauf zum Gymnasium häufiger an einen anderen Standort verwiesen werden. Es würden „schätzungsweise nicht wie bisher bei der Aufnahme in Jahrgangsstufe 5 etwa fünf, sondern 15 bis 20 Prozent der Erstwünsche nicht erfüllt werden können“. Dies bedeute eine Einschränkung des Elternwahlrechts.