Auszubildende im öffentlichen Dienst klagen über zu wenig Geld und zu hohe Mieten. Eine Metropolen-Zulage wie in München könnte helfen. Ein Gutes bringt die sinkende Bewerberzahl aber mit sich.

Hamburg. Das Leben in einer Großstadt wie Hamburg kann mitunter teuer sein. Die Lebenshaltungskosten sind hoch, vor allem durch die steigenden Mieten. Die Hansestadt zählt sogar zu den 100 teuersten Städten der Welt. Vor allem für Menschen mit kleinem Einkommen ist es nicht leicht, über die Runden zu kommen. Betroffen sind hierbei auch Studenten und Auszubildende.

Zwar ist die Stadt gerade bei jungen Leuten beliebt. Trotzdem überlegen sich mittlerweile immer mehr von ihnen zwei Mal, ob sie woanders nicht bessere Bedingungen vorfinden können. Im öffentlichen Dienst bekommt Hamburg das bereits zu spüren: 2012 haben sich noch 2939 Menschen für eine Ausbildung im Polizeidienst in einer mittleren Beamtenlaufbahn beworben, 2013 waren es mit 2294 Bewerbern 645 weniger. Beim Finanzamt lagen 2011 noch 1698 Bewerbungsmappen für den mittleren oder gehobenen Dienst vor – 2012 waren es 1388. Eklatanter ist der Rückgang an Bewerbern bei der Zollverwaltung Nord: 2276 junge Leute schickten 2012 ihre Bewerbung dorthin, 3515 waren es noch im Jahr zuvor.

„Die Mietpreise machen derzeit eine Bewerbung für den öffentlichen Dienst in Hamburg unattraktiv“, sagte Sandro Kappe von der Jugendorganisation des Deutschen Beamtenbundes dbb jugend in Hamburg. „Ein Auszubildender bei der Polizei verdient durchschnittlich 820 Euro und damit eine Summe, die allein von den Mietpreisen aufgefressen wird.“ Kappe selbst machte seine Ausbildung bei der Bundesfinanzdirektion Nord beim Zoll, die im Gegensatz zu Finanzamt und Polizei eine Bundes- und keine Landesbehörde ist. Die Probleme sind für die jungen Nachwuchsbeamten aber unabhängig davon dieselben. Laut Besoldungstabelle des dbb beträgt der Grundbetrag für Anwärter des mittleren Dienstes in Hamburg derzeit 844,50 Euro und 960,39 Euro für den gehobenen Dienst.

Hamburgs CDU-Landeschef Marcus Weinberg schlägt deshalb etwas vor, was es bislang nur in München gibt und bei den bestehenden Problemen helfen soll: Eine Metropolen-Zulage für die Auszubildenden der Stadt Hamburg in Höhe von 75 Euro im Monat. „Hamburg läuft Gefahr, künftig als Arbeitgeber nicht mehr konkurrenzfähig zu sein“, sagte er dem Abendblatt. „Die Stadt sollte sich überlegen, wie sie als Ausbildungsbetrieb mit der freien Wirtschaft und mit anderen Städten in Deutschland in der Attraktivität mithalten will.“ Die Mieten seien hier so hoch, dass man sie von einem Ausbildungsgehalt im öffentlichen Dienst kaum bezahlen könne. Und auch genügend Wohnheime gebe es nicht. Tatsächlich stellt derzeit nur die Polizei 130 Plätze in einem Wohnheim zur Verfügung – dabei nehmen jedes Jahr rund 200 junge Polizisten ihren Dienst in Hamburg auf. Der Rest muss sich selbst um eine Bleibe kümmern.

„Wenn Hamburg den Kampf um die besten Köpfe im nationalen Wettbewerb nicht verlieren will, müssen wir uns im Rahmen unserer Haushaltsmittel etwas einfallen lassen“, forderte Weinberg. „Wir brauchen entweder ein verlässliches Angebot an modernen Unterkünften oder eine Zulage. Eine Metropolen-Zulage in Höhe von 75 Euro pro Monat würde helfen.“ München könne hier ein gutes Vorbild für die Hansestadt sein. Die bayerische Landeshauptstadt spendiert ihren Beamten die so genannte „Münchenzulage“ von ebenfalls genau 75 Euro. Bis 1973 gab es sogar noch deutschlandweite Ballungsraumzulagen. Nur Bayern führte dies 1990 wieder ein.

Eine Metropolen-Zulage in Hamburg hält Weinberg für finanziell verschmerzbar. 2012 gab es in der Hansestadt 2179 Anwärter für den mittleren und gehobenen Dienst, im Jahr würden so etwa 1,96 Millionen Euro für den Hamburger Landeshaushalt hinzukommen. Dies sei „schmerzhaft, aber notwendig“, sagte Weinberg. Es handle sich um für den Verwaltungsnachwuchs „gut investiertes Geld“. Sandro Kappe fordert sogar eine Metropolen-Zulage für alle Beamtenanwärter und -anwärterinnen, die in Großstädten leben. „Diese leiden überdurchschnittlich unter den hohen Mietpreisen. Ein Kassenjob bei einem Discounter ist attraktiver als eine Ausbildung im öffentlichen Dienst.“

Immerhin ein Gutes bringt die sinkende Bewerberzahl mit sich: Es gibt nach wie vor mehr Interessenten als tatsächlich zu vergebende Stellen - aber der Konkurrenzkampf ist nicht mehr ganz so hoch. 196 junge Polizisten wurden 2013 im mittleren Dienst eingestellt, 2012 115 Anwärter im Finanzamt und 157 junge Anwärter in der Zollverwaltung Nord. Etwa bei der Zollverwaltung standen die Chancen auf einen Ausbildungsplatz im mittleren Dienst 2011 noch 1:17. Ein Jahr später war die Lage schon besser. Hier musste sich ein erfolgreicher Bewerber nur gegen neun Mitbewerber durchsetzen.