Erst viel Lob für Neuordnung, dann Streit um geheime Angaben zur Hochtief-Zukunft. Garantien, die der Baukonzern übernehme, seien “außergewöhnlich“, sagte Martin Heyne, Geschäftsführer der städtischen Realisierungsgesellschaft.

Hamburg. Die Akteure, die die Neuordnung des Projekts Elbphilharmonie verhandelt und zu verantworten haben, haben die neuen Verträge mit Hochtief als sehr gute Lösung gelobt. Die Garantien, die der Baukonzern künftig übernehme, seien "außergewöhnlich", sagte Martin Heyne, seit Januar Geschäftsführer der städtischen Realisierungsgesellschaft (ReGe), am Dienstag bei einer Anhörung vor dem Haushaltsausschuss der Bürgerschaft.

David Koch vom Architekturbüro Herzog & de Meuron betonte, er halte es für "überhaupt nicht darstellbar", das Konzerthaus ohne Hochtief und andere Firmen mit Insiderwissen zu Ende zu bauen. Ohne Generalunternehmer hätte es auch "nie wieder" eine zentrale Gewährleistung für den Bau gegeben. Alle Firmen, mit denen er über einen Einstieg in das laufende Projekt gesprochen habe, hätten darauf bestanden, dass sie keinerlei Haftung für das bislang Geleistete übernehmen würden.

Sowohl Heyne und Koch als auch Hochtief-Projektleiter Dirk Rehaag sowie Johannes Conradi, Aufsichtsrat der städtischen Elbphilharmonie Bau KG (quasi identisch mit der ReGe), bestätigten aber, dass es Überlegungen gab, sich von Hochtief zu trennen. Wenn ein Vertragspartner sich unwillig zeige, eine Leistung zu erbringen, sei es normal, dass man über eine "Exitstrategie" nachdenke, sagte Conradi. Genauere Angaben dazu wollte er aber unter Verweis auf seine Verschwiegenheitspflicht nicht machen - daher schloss der Ausschuss von 18 Uhr an die Öffentlichkeit zunächst aus. Erst um 19.30 Uhr gingen die Türen des Kaisersaals wieder auf - ohne dass sich der Tenor der Aussagen änderte. Das größte Risiko aus Sicht der Stadt sei, dass sie sich einmische, sagte Heyne. Weil das fatale Folgen haben könne, sei die Wahrscheinlichkeit aber sehr gering, dass die Stadt noch Änderungswünsche anmelden wird.

Nach mehr als einem Jahr Stillstand auf der Baustelle hatten sich die Stadt, Hochtief und die Architekten im Dezember auf eine Neuordnung des Projekts verständigt. Wichtigste Punkte: Hatte die Stadt bislang getrennte Verträge mit den Architekten und mit dem Baukonzern, ist künftig Hochtief alleiniger Partner der Stadt, Herzog & de Meuron agiert als eine Art Subunternehmer des Baukonzerns. Die Stadt zieht sich weitgehend aus dem Projekt zurück und überträgt sämtliche Verantwortung und Risiken auf Hochtief. Dafür erhält der Konzern nunmehr 575 Millionen Euro - 198 Millionen mehr als bislang. Insgesamt kostet die Elbphilharmonie die Stadt 789 Millionen Euro. 2016 soll sie fertig sein.

Die Mitte April unterzeichneten neuen Verträge sehen vor, dass die Bürgerschaft der Neuordnung bis Ende Juni zustimmt. Diese extrem kurze Frist hatte zu scharfen Auseinandersetzungen geführt - die Opposition fühlt sich unter Zeitdruck gesetzt. Nach der ersten Anhörung am Dienstag folgt noch eine Expertenanhörung am 31. Mai und eine Senatsanhörung am 14. Juni, bevor die Bürgerschaft am 19. Juni zu einer Sondersitzung zusammenkommt - es ist der letztmögliche Sitzungstag vor den Sommerferien.