Katholischer Schulverband baut Räume für 500 weitere Grundschüler. Kritik an Schließung der Stadtteilschule in Neugraben mit rund 700 Schülern.

Hamburg. Es ist das umfangreichste Investitionsprogramm in der Geschichte des Katholischen Schulverbands: Der größte Privatschulträger in Hamburg will in den kommenden zehn Jahren rund 60 Millionen Euro in den Ausbau und die Modernisierung seiner Standorte investieren. Finanziert werden unter anderem Erweiterungen der Grundschulen sowie die Umstellung der Schulen auf Ganztagsangebote.

Aber es gibt auch einen Wermutstropfen: Die Stadtteilschule Neugraben mit rund 700 Schülern soll aus baulichen und finanziellen Gründen geschlossen werden. Die Sanierungskosten sollen zwischen 15 und 20 Millionen Euro betragen.

Ein Herzstück der Ausbaupläne sind die Grundschulen. An vier der elf eigenständigen Standorte soll die Zahl der Parallelklassen dauerhaft um eine erhöht werden, sodass die Zahl der Grundschüler wegen der großen Nachfrage um 500 auf 5300 Jungen und Mädchen wachsen wird - und zwar in der Katholischen Schule Hammer Kirche (Hamm), in den Schulen in Farmsen und Bergedorf sowie in St. Antonius in Winterhude.

Im November 2012 hatte der Schulverband die unzureichende staatliche Co-Finanzierung für den Ganztagsschulausbau und die mangelnde Gesprächsbereitschaft von Schulsenator Ties Rabe (SPD) beklagt. Nach "intensiven Gesprächen" gibt es nun eine Einigung. "Unsere Grundschulen werden bei den laufenden Kosten gleich behandelt wie die staatlichen Schulen", sagte Dompropst Franz-Peter Spiza, der Verwaltungsratsvorsitzende des Schulverbands. Die Katholiken erhalten 2,5 Millionen Euro aus dem Landeshaushalt für den Bau von Kantinen. Das entspricht einem Betrag von 600 Euro pro Grundschüler. Zehn Millionen Euro investiert der Schulverband.

Spannendstes Projekt dürfte die geplante Erweiterung des Standorts der Sankt-Ansgar-Schule in Borgfelde sein. Ziel ist es, auf dem Schulgelände oder in räumlicher Nähe eine Stadtteilschule zu gründen. Im Gegenzug sollen der Stadtteilschulzweig der Domschule St. Marien (St. Georg) und die Franz-von-Assisi-Stadtteilschule (Barmbek) aufgegeben werden. "Wir werden eine Projektgruppe zu diesem Thema einrichten, die spätestens in zwei Jahren einen Vorschlag erarbeiten soll", sagte der stellvertretende Schuldezernent Volker Reitstätter. Favorisiert wird die Anmietung eines nicht mehr genutzten staatlichen Schulgebäudes, das möglichst in räumlicher Nähe zur Sankt-Ansgar-Schule liegen soll.

Die zweitgrößte Einzelinvestition ist für die Grund- und Stadtteilschule St. Paulus in Billstedt vorgesehen - mit 9,7 Millionen Euro für eine Sporthalle, Erweiterungsbau sowie den Ganztagsbetrieb. Noch etwas mehr soll mit zehn Millionen Euro am Standort Harburg investiert werden: Die Grund- und Stadtteilschule Harburg sowie das Niels-Stensen-Gymnasium erhalten eine neue Sporthalle, Mensa sowie Klassen- und Fachräume.

In der Stadtteilschule Neugraben, die geschlossen werden soll, rüsten sich Lehrer und Eltern zum Protest. "Das Kollegium und die Schulleitung sind tief betroffen von der Entscheidung, die Stadtteilschule aufzugeben, und entsetzt über die unfassbare Geringschätzung der hier seit Jahren geleisteten pädagogischen Arbeit", sagte der kommissarische Schulleiter Wolfgang Pickartz. "Dass eine katholische Organisation solch eine Entscheidung trifft, ist völlig unverständlich und widerspricht eindeutig der Botschaft des neuen Papstes." Mit mehr als 700 Schülern ist Neugraben der viertgrößte katholische Schulstandort. "20 Jahre ist nicht mehr in diesen Schulstandort investiert worden. Durch seine Untätigkeit hat der Verband eine Sachlage geschaffen, die vermutlich gar keine andere Entscheidung mehr zuließ", sagte Elternvertreter Thomas Hartwig. Zugunsten von "Hochglanzstandorten" habe der Verband die notwendige Basisarbeit vernachlässigt. Dompropst Spiza sicherte zu, dass keine Lehrer entlassen werden. Die Schüler der Stadtteilschule können ihren Bildungsgang dort beenden.