Wilhelmsburg. Der Plan der Sozialbehörde, 50 Auszubildende gemeinsam mit bis zu 496 Flüchtlingen und Obdachlosen in einer Wohnanlage An der Hafenbahn unterzubringen, droht ein Flop zu werden. Nach Abendblatt-Informationen hat sich nur ein Träger an dem Interessenbekundungsverfahren beteiligt. Die Bewerbungsfrist endete am Freitag.

Bei dem Bewerber handelt es sich um die Stiftung Azubiwerk i.G., die aber ihr Konzept auch gar nicht auf die 50-Plätze-Variante der Behörde ausgelegt hat, sondern einen Start mit 150 und einen baldigen Ausbau auf bis zu 500 Plätze vorsieht. Zuvor musste sich Petra Lotzkat, Fachamtsleiterin für Arbeit und Integration in der Sozialbehörde, am Donnerstag im Wirtschaftsausschuss den kritischen Nachfragen der Abgeordneten zum geplanten Auszubildendenwohnheim stellen.

Wie verhärtet die Fronten innerhalb der regierenden SPD in dieser Frage sind, wurde gleich zu Beginn deutlich. So kritisierte SPD-Wirtschaftsexperte Jan Balcke, dass zu diesem "wichtigen Thema" nicht Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) erschienen sei. Der CDU-Wirtschaftexperte Hjalmar Stemmann sprach von einem "Wanderpokal", der von einer Behörde in die andere weitergegeben werde.

Zunächst sollte sich die Stadtentwicklungsbehörde um das Thema Azubiwohnheim kümmern. Die Stiftung Azubiwerk i.G. arbeitet bereits seit 2008 an der Realisierung dieses Vorhabens. Doch offensichtlich sah Senatorin Jutta Blankau (SPD) keinen Bedarf für eine solche Einrichtung, und es gab keine Fortschritte. Dann wurde die Aufgabe auf die Sozialbehörde übertragen, deren Pläne für scharfe Kritik aus der Politik sorgen: zum einen, weil in dem Interessenbekundungsverfahren nur noch von 50 Plätzen die Rede war - anstatt der von Unternehmen, Handelskammer und Politik geforderten 500 Plätze in einem eigenständigen Wohnheim. Zum anderen hatte selbst SPD-Wirtschaftsexperte Jan Balcke die "gemeinsame Unterbringung von Azubis, Flüchtlingen und Obdachlosen als suboptimal" bezeichnet.

Im Ausschuss räumte Fachamtsleiterin Petra Lotzkat ein, dass es ein schwieriges Verfahren sei. Die Beamtin betonte aber auch, dass es keinen Beleg dafür gebe, dass tatsächlich ein Bedarf an 500 Plätzen bestehe.