Weil verdächtiger Geruch ins Cockpit drang, musste ein Pilot mit Sauerstoffmaske auf Gran Canaria landen. 242 Passagiere aus Hamburg ahnen nichts.

Hamburg/Las Palmas. Fast unbemerkt von den 242 Passagieren hat sich auf einem Condor-Flug von Hamburg nach Las Palmas ein Drama im Cockpit ereignet. In der Maschine vom Typ Boeing 757 breitete sich plötzlich ein unangenehmer Geruch aus. Einigen der acht Besatzungsmitglieder wurde übel. Der Kopilot setzte sich die Sauerstoffmaske auf, während die Maschine auf Gran Canaria landete.

Am Freitag war der Urlauberjet mit der Flugnummer DE 5944 gegen 11.35 Uhr in Fuhlsbüttel gestartet. Mit an Bord: Endrik Hasemann, der beruflich auf die Kanaren wollte. "Als die Turbinen gestartet wurden, habe ich schon einen komischen Geruch wahrgenommen", sagt Hasemann, der oft mit dem Flieger unterwegs ist. "Es war so eine Art Abgasgeruch. Unangenehm und ekelig. Ich habe dann die Lüftung angestellt. Dadurch nahm der Geruch noch etwas zu", sagt er. Richtig beeinträchtigt habe ihn das nicht. "Ich hatte zwar das Gefühl, leichte Kopfschmerzen zu bekommen. Es war aber nicht dramatisch." Eine Unruhe im Flugzeug habe es nicht gegeben. Offenbar hatten die meisten der Passagiere den Geruch nicht wahrgenommen oder nicht als ungewöhnlich eingestuft. Nach dem knapp vierstündigen Flug waren die Passagiere offenbar zufrieden. "Bei der Landung wurde geklatscht", sagt Hasemann.

Im Cockpit verlief der Flug DE 5944 wesentlich dramatischer. Drei Flugbegleiter fühlten sich nicht wohl. Der Kopilot hatte den Geruch offenbar als so gefährlich empfunden, dass er zur Sauerstoffmaske griff, die ihn von der normalen Luft im Flugzeug unabhängig macht. Nach der Landung ließ die Crew die Passagiere normal aussteigen. "Niemand hat etwas gesagt", so Hasemann. "Ich habe erst über Medien erfahren, dass es während des Fluges dieses Problem im Cockpit gegeben hatte."

"Dass es beim Start einen leichten Kerosingeruch geben kann, kommt vor", sagte Condor-Sprecher Johannes Winter. Das habe nach bisherigen Erkenntnissen nichts mit dem Geruch zu tun gehabt, dem die Besatzung ausgesetzt war. "Der ist erst kurz vor der Landung aufgetreten", sagt Winter. Später habe man die Fluggäste, die man erreichen konnte, informiert. "Kein einziger Passagier hat sich während oder nach dem Flug wegen der Geruchsbelästigung bei der Crew gemeldet."

Laut der Fluggesellschaft Condor hat die Besatzung nach der Landung noch einmal das Hilfstriebwerk gestartet, um den Grund für den Geruch zu finden, der dann erneut auftrat. Diesmal waren die Folgen noch verheerender. Zwei Flugbegleiter wurden kurzzeitig bewusstlos. Sie wurden zusammen mit einem weiteren Mitglied der Besatzung erst in Las Palmas, später auch in Hamburg untersucht und medizinisch betreut. In Fuhlsbüttel nahm der Leitende Notarzt die Männer in Empfang.

Warum es zu den Gerüchen kam, ist noch unbekannt. Die Maschine, die erst in diesem März komplett durchgecheckt wurde, steht seit Freitag in Las Palmas. Am Sonntag sollten zwei Inspektoren der spanischen Behörden mit der Untersuchung beginnen. Auch die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) ist über den Vorgang informiert worden. Mit schnellen Ergebnissen rechnet man bei Condor aber nicht.

In der Vergangenheit hatte es bereits mehrfach Zwischenfälle wegen unbekannter Gerüche an Bord von Flugzeugen gegeben. Der jüngste Fall wurde Anfang März bekannt: Piloten einer aus Frankfurt kommenden Lufthansa-Maschine nahmen während des Steigflugs einen Gestank wahr. Ursache waren Rückstände von Enteisungsflüssigkeit.