Christiane Blömeke beklagt die mangelnde Transparenz der Sportpolitik und kritisiert vor allem die Rolle der Zukunftskommission Sport.

Hamburg. Die Rede war vom "großen sportpolitischen Wurf", als im Juni 2011 der damals neue SPD-Senat alle am Hamburger Sportbetrieb beteiligten Organisationen zum gemeinsamen Handeln verpflichtete. Der Hamburger Sportbund (HSB), der Olympiastützpunkt (OSP), die Handelskammer und die Regierung verständigten sich, künftig miteinander, statt wie in der Vergangenheit gegeneinander zu arbeiten. Aus der Erklärung zum "Sportsgeist" entstand die Dekadenstrategie Sport des Senats, die Hamburgs sportpolitische Ziele bis ins Jahr 2021 für 79 Themenfelder formulierte.

Das Konzept fand bundesweit Beachtung und Anerkennung. Die Stadt gilt seitdem wieder als ernsthafter Kandidat, wenn es um eine Bewerbung für Olympische Sommerspiele geht. Dass diese Kampagne schneller als erwartet anstehen könnte, lässt sich aus einer Erklärung von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) folgern. Der forderte am Donnerstag eine baldige deutsche Olympiakandidatur.

Glaubt man Christiane Blömeke, der sportpolitischen Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion der Grünen, ist es um den "Hamburger Sportsgeist" wieder schlechter bestellt. Blömeke beklagt die mangelnde Transparenz der Sportpolitik und kritisiert vor allem die Rolle der Zukunftskommission Sport (ZK). Dieses Gremium unter Vorsitz des Hamburg-Wasser-Geschäftsführers Dr. Michael Beckereit, einem ehemaligen Segel-Weltmeister, soll Hamburgs Sportentwicklung begleiten, Ideen kreieren und abarbeiten.

"Diese Zukunftskommission hat sich zu einem Hinterzimmergremium entwickelt", sagt Blömeke. "SPD-Sportsenator Michael Neumann hat die Goldmedaille in der Disziplin Intransparenz verdient. Es kann nicht sein, dass ein kleiner Personenkreis hinter verschlossenen Türen wichtige Weichen im Sport stellt und niemandem Rechenschaft ablegen muss. Selbst auf Nachfrage werden die Sitzungsprotokolle der Kommission den Abgeordneten nicht zur Verfügung gestellt. Auch über die mit 1000 Euro pro Tag dotierte Beratertätigkeit von Christian Hinzpeter für die Kommission gibt es bislang vom Senat nur ausweichende Antworten. Von den Ankündigungen des Senators parteiübergreifend für Hamburgs Sportzukunft zu arbeiten, ist nach eineinhalb Jahren nichts übrig geblieben."

Auch Vertreter des Hamburger Sportbundes fremdeln inzwischen mit der ZK. Noch sagt es niemand offiziell, doch im HSB fürchtet man offenbar, den Gestaltungsspielraum besonders in sportfachlichen Fragen zu verlieren. Die Autonomie des Sports, die von der Politik immer wieder hervorgehoben werde, sei durch das Wirken der Zukunftskommission in Gefahr, sagte ein Verbandsfunktionär dem Abendblatt.

Sportamtsleiter Thomas Beyer kann die Kritik zum Teil verstehen: "In der Außenwirkung ist die Arbeit der Zukunftskommission noch nicht transparent genug. Das hat die Kommission erkannt, das will sie verbessern." Geplant ist eine bessere Information des Sportausschusses der Bürgerschaft. Die Kommission sei keine Nebenregierung mit irgendwelcher Durchschlagskraft, es gehe ihr vielmehr darum festzustellen, "bei welchen Themen man sich einig ist und dort, wo man sich nicht einig ist, einen Weg zur Einigkeit zu finden".

Blömekes Kritik an der Beraterrolle Hinzpeters weisen die Mitglieder der Kommission zurück. Die ZK sei sich einig gewesen, dass der Prozess der Dekadenstrategie extern begleitet werden müsse. Hinzpeter, der an dem Konzept maßgeblich beteiligt war, sei dafür nun mal die ideale Besetzung.