85 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter an Uni Hamburg befristet beschäftigt. Grüne fordern “Bündnis für gute Arbeit“.

Hamburg. Befristete Verträge mit einer Laufzeit von weniger als zwölf Monaten, eine Teilzeitstelle bei voller Arbeitsbelastung und Forschen nach Feierabend - so sieht die Situation für viele junge Wissenschaftler an den Hochschulen aus. "Hier besteht dringender Handlungsbedarf", sagt die wissenschaftspolitische Sprecherin der Grünen, Eva Gümbel. Deshalb bringt ihre Fraktion einen Antrag in die kommende Bürgerschaftssitzung ein, der den Senat auffordert, die Situation für den wissenschaftlichen Nachwuchs zu verbessern. Der Senat soll unter anderem ein "Bündnis für gute Arbeit" mit den Universitäten abschließen. Darin sollte nach Ansicht der Grünen neben der Tariftreue verankert werden, dass mehr Nachwuchswissenschaftler unbefristete Stellen bekommen können.

Aktuell sind rund 85 Prozent der wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Uni Hamburg einer Anfrage der Grünen zufolge befristet beschäftigt. Beinahe 70 Prozent der Beschäftigten haben zudem nur Teilzeitverträge. "Die Zahlen sind alarmierend", findet Gümbel. "Immer mehr Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hangeln sich von einem prekären Zeitvertrag zum nächsten." So könne Hamburg Akademikerinnen und Akademikern keine Zukunftsperspektiven bieten.

Viele der Vorgaben, die die Situation für den wissenschaftlichen Nachwuchs schwierig machen, liegen nicht in der Zuständigkeit Hamburgs. Über das Wissenschaftszeitvertragsgesetz beispielsweise wird aktuell bundesweit verhandelt. Hier sieht der Antrag der Grünen vor, dass die SPD mit einer Bundesratsinitiative Einfluss auf die Inhalte des Gesetzes nimmt. Doch auch in Hamburg könnte mehr getan werden, werfen die Grünen dem Senat vor. Die SPD nutze ihre Handlungsmöglichkeiten bei Weitem nicht aus.

"Das stimmt nicht", entgegnet Sven Tode, Mitglied der SPD im Wissenschaftsausschuss. Über die Zielvereinbarungen mit den Universitäten sowie über das Hochschulrahmengesetz nehme die Regierung Einfluss und bemühe sich - wie das im Arbeitsprogramm des Senates steht - prekäre Beschäftigungsverhältnisse einzuschränken. Dazu habe die Wissenschaftsbehörde gerade ein Gutachten in Auftrag gegeben. Mitte des Jahres sollen die Ergebnisse vorliegen. Daraus will der Senat weitere Schlüsse ziehen. Die Ansätze des Grünen-Antrags seien zum großen Teil gut und deckten sich mit den Forderungen der SPD, erklärt Tode. Mit Blick auf die noch ausstehenden Ergebnisse des Gutachtens käme er aber zum falschen Zeitpunkt.