Petra Raßfeld-Wilske, die gegen Dirk Fischer antritt, hofft auf ein “demokratisch faires Verfahren“, freute sich über die positiven Reaktionen.

Hamburg. Wenn die Mitglieder des Vorstands der CDU Winterhude am heutigen Montagabend zusammenkommen, dann treffen die beiden Kontrahenten um die Bundestags-Direktkandidatur der CDU im Wahlkreis Nord/Alstertal zum ersten Mal aufeinander. Am Freitag hatte die Rechtsanwältin Petra Raßfeld-Wilske für viele überraschend ihren Hut in den Ring geworfen. Bis dahin war der langjährige CDU-Bundestagsabgeordnete Dirk Fischer der einzige Kandidat gewesen. Die beiden kennen sich seit Langem: Fischer und Raßfeld-Wilske gehören beide der CDU Winterhude an.

Fischer zeigte sich am Sonntag nicht überrascht von der Gegenkandidatur. "In einer demokratischen Partei darf jeder alles. Den Rest entscheidet die Mitgliederversammlung", sagte Fischer. Dass sich mehrere Mitglieder um ein Mandat bewerben, sei "ein Vorgang von Normalität". Ähnlich reagierte der Winterhuder CDU-Vorsitzende Christoph Ploß. "In einer demokratischen Partei ist das normal und kein Einzelfall", sagte Ploß. Raßfeld-Wilske habe ihm vor einigen Wochen gesagt, dass sie eine Kandidatur erwäge. "Damit können wir umgehen", sagte CDU-Fraktionschef Dietrich Wersich, der auch Kreisvorsitzender der CDU Nord ist. Er hätte sich aber gewünscht, dass sich Raßfeld-Wilske vor ihrer Entscheidung intern um Unterstützung bemüht hätte.

Die 42 Jahre alte Rechtsanwältin, die seit 1991 CDU-Mitglied ist, aber eher in der zweiten Reihe stand, begründete ihre Bewerbung um ein Bundestagsmandat damit, dass die "Themen, für die ich stehe, durch das bisherige Kandidatentableau der CDU nicht abgedeckt sind". Raßfeld-Wilske ist verheiratet und hat drei Söhne im Alter von sieben und fünf Jahren. Politisch geht es ihr unter anderem um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

"Ich begrüße sehr, dass Frau Raßfeld-Wilske kandidiert", sagte Katharina von Ehren, die Vize-Vorsitzende des Wirtschaftsrats der CDU, die selbst kein Parteimitglied ist. "Sie ist eine spannende und kompetente Kandidatin. Ich finde es großartig, dass sie den Mut hat." Veränderung sei grundsätzlich nicht verkehrt, sagte von Ehren mit Blick auf Fischer, der den Wahlkreis für die CDU seit 1980 im Bundestag vertritt. "Frau Raßfeld-Wilske steht für moderne Inhalte, echte Positionen und Exzellenz und damit für eine neue und moderne Hamburger CDU", lobte Walter Scheuerl, parteiloses Mitglied der CDU-Fraktion. Sie könne der Union "echte Stimmengewinne" bringen.

Raßfeld-Wilske freute sich über "viele positive Reaktionen innerhalb und außerhalb der Partei" auf ihre Bewerbung. "Ich erwarte, dass es jetzt ein demokratisch faires Verfahren gibt", sagte die Christdemokratin. "Mandate sind keine Erbhöfe, aber meine Kandidatur ist kein Angriff auf Dirk Fischer."

Parteichef Marcus Weinberg sprach von einer "interessanten Kandidatin, die ein gewisses Profil hat". Nun müsse die CDU Nord "einvernehmlich ein Verfahren finden, wie sich die Kandidaten präsentieren". Als wahrscheinlich gilt, dass sich Raßfeld-Wilske und Fischer in zwei Hearings den Fragen der Mitglieder stellen. Am 7. Februar entscheidet die Versammlung der im Wahlkreis Nord/Alstertal wohnenden CDU-Mitglieder, wer Direktkandidat bei der Bundestagswahl wird.