“Ich will mehr Demut an den Tag legen.“ Universität könnte jetzt doch am Grindel bleiben. Dekane geben Präsidentin “zweite Chance“.

Hamburg. Rückzieher von Hamburgs umstrittener Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz: Angesichts der immer stärkeren Kritik an ihrer Amtsführung lenkte sie bei ihrem wichtigsten Projekt, dem geplanten Umzug der Hochschule in die HafenCity, am Freitag ein. Jetzt hält sie auch eine Erweiterung am bestehenden Standort für realisierbar. Die Pläne des Bezirks Eimsbüttel für umfangreiche Neubauten im Uni-Viertel in Rotherbaum wolle sie "genau prüfen", sagte sie dem Abendblatt. Neubauten dort schließe sie "überhaupt nicht aus".

Kurz zuvor hatten ihr 120 Professoren öffentlich autoritären Führungsstil und mangelnde Gesprächskultur vorgeworfen und ihren Rücktritt gefordert. Auch der geplante Umzug ins Hafenquartier hatte viele empört. Doch die Uni-Chefin konterte bisher stets, etwa im Fernsehsender Hamburg 1, dass die Universität "für den Weg an die internationale Spitze eine neue, größere Infrastruktur braucht - und das geht nur auf dem Kleinen Grasbrook".

Nach den Plänen des Eimsbütteler Bezirksamtsleiters Jürgen Mantell (SPD) könnten jedoch zwischen Grindelallee und Rothenbaumchaussee zusätzliche 121 000 Quadratmeter Fläche für die Universität in acht Gebäudekomplexen entstehen. Ein Fußgänger-Boulevard solle Bestehendes und Neues verbinden. Der Bau könne sofort beginnen und werde auf jeden Fall billiger als in der HafenCity.

Auch ihren Kommunikationsstil gelobte die Präsidentin zu verbessern: "Ich werde mich bemühen, mit mehr Geduld und Gelassenheit den Diskurs über die Zukunft der Universität zu führen, und mehr Demut an den Tag legen." Kritiker wolle sie "mehr mitnehmen", sagte sie.

Die Studenten erwarten, "dass nach dem Eingeständnis Taten folgen", sagte AStA-Vorsitzender Séverin Pabsch. Auch die Dekane, die sich dem Protest angeschlossen hatten, wollen der Präsidentin "eine zweite Chance geben".

Die massive Kritik an der Präsidentin war am Vorabend auch Thema im Hochschulrat, der die Aufgabe hat, die Uni strategisch zu steuern. Dessen Mitglieder führten hinter verschlossenen Türen Einzelgespräche mit der Präsidentin, den Vize-Präsidenten und der Wissenschaftssenatorin, eine ungewöhnliche Maßnahme zur Krisenbewältigung. Der Hochschulrats-Vorsitzende Prof. Albrecht Wagner nannte die Lage ernst: "Hier muss gehandelt werden."