Die Stiftung nano-Control engagiert sich für gesunde Raumluft und kümmert sich derzeit um 50 erkrankte Mitarbeiter der Hamburger Verwaltung.

Hamburg. Es begann wie eine Erkältung. Deshalb blieb der Auslöser für die Atemwegserkrankung von Achim Stelting lange unentdeckt. Es folgten Entzündungen und schließlich schweres Asthma. 1995 wurde die Berufserkrankung des Kriminalbeamten amtlich als Dienstunfall anerkannt. Die Partikel, die der Laserdrucker im ersten Stock des Landeskriminalamtes in die Büroluft abgab, haben nach Steltings Darstellung ihn und die Hälfte seiner Kollegen krank gemacht. 1997 wurde der heute 58-Jährige schließlich wegen Dienstunfähigkeit frühpensioniert. Seither kämpft er dafür, dass es anderen Arbeitnehmern nicht so ergeht wie ihm. Er ist Vorsitzender der Stiftung nano-Control, die sich für gesunde Raumluft und die Aufklärung und Beseitigung der Risiken durch Laserdrucker engagiert.

Beinahe 3000 Betroffene betreut die Stiftung. 50 der Erkrankten haben in der Hamburger Verwaltung gearbeitet oder sind aktuell noch dort beschäftigt. Dennoch hat der Senat kürzlich in der Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Anjes Tjarks angegeben, dass ihm keine Fälle bekannt seien, in denen Mitarbeiter "nachweislich" durch die Partikel von Laserdruckern erkrankt sind. Die betroffenen Mitarbeiter gelten als ungeklärte Verdachtsfälle. Achim Stelting hält solche Aussagen für gefährlich ignorant. "Wenn einem Verdacht nicht gründlich nachgegangen wird, erkennt man auch keine Zusammenhänge", sagt Stelting.

In der Tat gibt der Senat in seinen Antworten auf die Anfrage der Grünen an, dass es keine Feinstaubmessungen in städtischen Büros gebe. Für Stelting unverständlich: "Wenn es eine Spur für die Krankheit zahlreicher Mitarbeiter gibt, wie aktuell beim Landesbetrieb Verkehr, muss man dieser nachgehen." Der Landesbetrieb Verkehr (LBV) hat mit gut zehn Prozent den höchsten Krankenstand aller Hamburger Behörden, der Durchschnitt liegt bei weniger als acht Prozent. 270 der 310 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des LBV arbeiten laut Senatsantwort in unmittelbarer Umgebung eines Laserdruckers. Einen Zusammenhang erkennt der Senat nicht.

Ob die Stäube, die Laserdrucker ausstoßen, tatsächlich Menschen krank machen, darüber streitet auch die Fachwelt. Arbeitsmediziner und Druckerhersteller sehen oftmals keine Risiken. Umweltmediziner und Betroffene hingegen sprechen von schweren Gesundheitsgefahren, bis hin zu Krebserkrankungen. Unterschiedliche Studien belegen diese Annahme, weitere wie zum Beispiel die "Toner-Studie" des Bundesinstituts für Risikobewertung können Gesundheitsgefahren zumindest nicht ausschließen.

Die Stadt steht auf der Seite der Skeptiker. Man gehe nicht von einer Gesundheitsgefährdung der Mitarbeiter durch Toneremissionen aus, schreibt der Senat dem Grünen-Abgeordneten Tjarks. Man achte zwar beim Einkauf der Drucker auf das Gütesiegel "Blauer Engel" und wenn möglich auch darauf, dass die Drucker und Kopierer in abgegrenzten Räumen aufgestellt würden. Mehr sei aber nicht geplant, um die Mitarbeiter vor Emissionen zu schützen, teilt der Senat mit. Tjarks kann diese Haltung der Stadt nicht verstehen. "Es wundert mich, dass das Thema Gesundheitsschutz offenbar so niedrig aufgehängt ist."