Spezialeinheit soll Schmugglern auf den Schiffen das Leben schwerer machen. Kontrolleinheit 26 wird die über 80 Beamte starke Truppe heißen.

Hamburg. Wenn pünktlich zum Jahreswechsel der Hamburger Freihafen aufgelöst und zu einem ganz normalen Seehafen wird, dann gibt es auch eine neue Zolltruppe. Kontrolleinheit 26, kurz KE26, wird die über 80 Beamte starke Truppe heißen, die um Punkt Mitternacht ihren Dienst aufnimmt. Ihr Ziel ist es, die Kontrolle der in Hamburg ankommenden Schiffe zu intensivieren. Das ist bislang die Domäne der sogenannten Schwarzen Gang, einer Spezialeinheit des Wasserzolls, die bereits seit Jahren unter Nachwuchsproblemen leidet.

Bislang sind es gut 120 Beamte, die an den noch sieben bestehenden Zolldurchlässen zum Freihafen rund um die Uhr im Dienst sind. Mit dem Ende der 1888 eingerichteten Freizone, in der weder Zölle noch Einfuhrumsatzsteuer für Waren gezahlt werden mussten, sind diese Zöllner mit dem Jahreswechsel "arbeitslos". Gebraucht werden sie weiterhin. Die meisten von ihnen werden in der neuen Kontrolleinheit aufgehen. Ziel ist es, möglichst viele der 30 bis 40 täglich in Hamburg eintreffenden Schiffe aus dem Ausland zu überprüfen. "Das kann von der normalen Abfertigung bis zu einer vollständigen Kontrolle eines Schiffes gehen", so ein Beamter. Bislang hatte es die Schwarze Gang als Kontrolleinheit vor allem auf versteckte Drogen abgesehen. Im Visier steht fast ausschließlich Kokain, das aus Südamerika auf dem Seeweg nach Europa kommt. Rund 50 Tonnen davon, so schätzen Fachleute, werden jährlich über Hamburg eingeschmuggelt. Verstärkte Kontrollen sollen das Risiko für die Schmuggler erhöhen.

Bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zwar ist die neue Truppe schon mit neuen Fahrzeugen, darunter 14 Mercedes Vito und mehrere VW Passat, ausgerüstet worden. Was fehlt, ist der "seemännische Blick". Für Wasserzöllner, von denen viele früher selbst zur See fuhren, sind ihre zukünftigen Kollegen, die bislang an den Übergängen vornehmlich Lastwagen überprüften, noch ausgemachte "Landratten", die erst lernen müssen, worauf es ankommt, wenn man auf einem Schiff nach Illegalem sucht. Zwar gab es bereits Schulungen; in den kommenden Monaten wird aber immer ein erfahrener Wasserzöllner dabei sein, wenn es für die Beamten der neuen KE26 auf ein Schiff geht.

Momentan konzentrieren sich die Zöllner der Kontrolleinheit noch ganz verstärkt auf die Landflächen im Freihafen, der etwa ein Fünftel des 7236 Hektar großen Hafens ausmacht. Denn der Wegfall der Freihafengrenze könnte auch ganz gezielt genutzt werden, um unverzollte und unversteuerte Waren "überrollen" zu lassen. Deshalb werden jetzt besonders viele Bestände in den Lagerhäusern überprüft.

Profitieren von dem Fall der Zollschranken werden die Autofahrer. Die Kontrollen an den Zolldurchlässen, die vor allem an dem Übergang Zweibrückenstraße und Tunnelstraße zu langen Staus führten, werden mit der Auflösung des Freihafens Geschichte sein. Experten rechnen aber damit, dass dafür das Verkehrsaufkommen steigen wird. Die Fahrt durch den Freihafen gilt auch heute als Geheimtipp. Bislang schreckten die Kontrollstellen viele Autofahrer ab. "Wie es tatsächlich sein wird, bleibt abzuwarten", sagt Carsten Willms vom ADAC Hansa. "Mehr Verkehrsfläche wird ja nicht zur Verfügung stehen. Und auch die Köhlbrandbrücke wird weiter ein Engpass bleiben. Zur Verkehrsentwicklung gibt es verschiedene Prognosen." Die ehemaligen Zollämter an den Übergängen werden zunächst noch weiter vom Zoll genutzt werden. Lediglich das Gebäude an der Klütjenfelder Straße wird komplett aufgegeben. Das Gesicht der Zolldurchlässe soll sich ebenfalls verändern. So sollen im Laufe des Jahres 2013 die Dächer, die die Fahrbahnen an Kontrollstellen überspannen, abgebaut werden.