Hamburg. Erst haben Hamburgs Grundschüler bei einer bundesweiten Bildungsstudie schlecht abgeschnitten. Jetzt üben Lehrerfunktionäre harsche Kritik an Hamburg und den übrigen Stadtstaaten. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, bemängelte im Magazin "Focus" den Trend zur Absenkung von Anforderungen, um möglichst viele Schüler zum Abitur zu bringen.

Kraus prangerte "völlig anspruchslose Lehrpläne und eine lasche Unterrichtsdidaktik" in den Stadtstaaten an. Die Kultusminister der Stadtstaaten müssten ihre Stundentafel in den Kernfächern Deutsch und Mathematik deutlich erhöhen und sich auf detailliertere Lehrpläne festlegen. Zudem sei "Frühenglisch" überflüssig, die Stunden sollten eher dem Fach Deutsch zugutekommen. Auch der Vorsitzende des Philologenverbandes, Heinz-Peter Meidinger, kritisierte: "Die Politik wünscht sich hohe Übertrittsquoten zum Gymnasium. Um diese zu erreichen, überbieten die Stadtstaaten sich mit immer neuen Innovationen." Das führe zu Qualitätsverlusten. Hamburgs Grundschüler hatten vor allem beim Lesen und Rechnen und Zuhören schlechte Zeugnisse bekommen. Auch beim Verständnis von Texten liegen sie hinten. Das ist eines der Ergebnisse des Grundschulleistungsvergleichs nach Bundesländern, der von der Kultusministerkonferenz vorgestellt wurde.