Trotz bundesweiten Abschlusses im Tarifkonflikt warten die Mitarbeiter der betroffenen 174 Hamburger Kitas auf eine Einigung.

Hamburg. Denn, so der Sprecher der Arbeitsrechtlichen Vereinigung Hamburg (AVH), Volker Bonorden, der bundesweite Tarifabschluss gilt nicht automatisch für Hamburg. Wegen einer Sonderstellung Hamburgs als Einheitsgemeinde und Stadtstaat müsse hier noch einmal mit der Gewerkschaft Ver.di nachverhandelt werden. Dies soll am27. August geschehen.

Bonorden geht von etwa 4,6 Millionen Euro zusätzlichen Kosten pro Jahr aus. Er forderte die AVH auf, zunächst nach Wegen zu suchen, wie sie diese Kosten selbst aufbringen könne, zum Beispiel durch Einsparungen oder mittels Gebühren für die Eltern. Mittelfristig erwartet er, dass das Land über Zuwendungen der Sozialbehörde für die Kosten aufkommen werde.

Die Behörde geht hingegen davon aus, dass der Tarifabschluss zunächst keine direkten Auswirkungen auf den Hamburger Haushalt haben wird, "da die Stadt selbst keine Kitas betreibt wie viele Kommunen". Ob und in welcher Form die Tarifeinigung Auswirkungen auf die Verhandlungen zum Landesrahmenvertrag zwischen der Stadt und Kita-Trägern haben werde, bleibe abzuwarten, teilte Behördensprecherin Jasmin Eisenhut mit. Einen Abschluss erwartet sie nach den Sommerferien.

Die Vereinigung Hamburger Kindertagesstätten konnte gestern weder den Tarifabschluss bewerten noch Angaben zu erwarteten Kosten machen. Heute werde die Vereinigung über Details des Tarifabschlusses informiert, so eine Sprecherin. Erst danach könne die Vereinigung sagen, was dies für die 3300 Mitarbeiter in Hamburg bedeute.

Am Freitag bleiben in Hamburg von 12.30 Uhr an zahlreiche Kitas geschlossen. Die Gewerkschaft Ver.di kündigte eine Info-Veranstaltung für die Erzieherinnen an. Gewerkschaftsmitglieder erhalten Streikgeld. Das Verhandlungsergebnis im Bund - durchschnittlich 120 Euro monatlich mehr - bewertet Ver.di kritisch. "Wir haben uns mehr gewünscht", sagte die stellvertretende Bezirksleiterin Angelika Detsch. Das Ergebnis könne "nur ein erster Schritt zu mehr Anerkennung und Wertschätzung" sein.