Benedikt Schaumann ist die digitale Seite von Bürgermeister Olaf Scholz. Auch andere Parteien haben das Internet längst für sich entdeckt.

Hamburg. Drei Ersatzakkus hat Benedikt Schaumann eigentlich immer mit dabei. Genau wie seine zwei Handys und seinen Laptop. Und wenn der 24-Jährige weiß, dass er für längere Zeit unterwegs sein wird, dann gehört auch eine Dreifach-Steckdose mit in sein Gepäck. "Ich werde dann schon ab und zu ein bisschen komisch angeschaut, wenn ich meine ganzen Ladekabel auspacke", sagt Benedikt Schaumann und lacht. "Aber was soll's. Ohne Strom funktioniert mein Arbeitswerkzeug nicht."

Sein offizieller Titel ist "Politischer Referent für Öffentlichkeitsarbeit mit dem Schwerpunkt Social Media" bei der Hamburger SPD. Übersetzt heißt das: Der Experte für Neue Medien pflegt vor allem die Facebook-Seite der Partei, übermittelt die Twitter-Nachrichten für den Ersten Bürgermeister Olaf Scholz und sorgt dafür, dass die Partei in allen anderen bekannten sozialen Netzwerken wie YouTube, Google+, Flickr und Instagram angemessen vertreten ist.

Bereits im Jahr 2009 wurde Schaumanns Stelle zum Amtsantritt Olaf Scholz' als Parteichef geschaffen. Und spätestens jetzt, da die SPD mit ihrem Pilotprojekt, der Schaffung digitaler Distrikte, das Internet noch stärker für die politische Arbeit nutzen will, wird Schaumanns Arbeit noch wichtiger. "Der Vorteil ist, dass man nicht nur Informationen verbreiten, sondern auch mit den Menschen einen Dialog führen kann, indem sie auf die Einträge online reagieren, sie kommentieren können", erklärt Schaumann. "Zudem haben die Mitglieder, die nicht die Zeit haben, regelmäßig zu Treffen zu gehen, die Möglichkeit, an Debatten und Dialogen im Parteileben teilzunehmen."

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Und weil diese Dialoge nicht immer zwischen 8 und 16 Uhr stattfinden, sind Benedikt Schaumanns Arbeitszeiten auch nicht starr geregelt. "Wenn an einem Sonntag etwas über den Twitterkanal von Olaf Scholz versendet werden soll, bekomme ich eine SMS und verarbeite sie", sagt er. Der junge Mann aus Nordhessen empfindet das jedoch nicht als belastend - selbst wenn ihn sein Chef schon einmal beim Segeln auf der Alster erwischt hat. "Dafür muss ich dann auch am Wochenende kurz dienstlich ans iPad. Aber nur so können wir die Kommunikation in Echtzeit abbilden. Das ist schließlich mein Job."

Aber nicht nur die SPD, sondern alle großen Hamburger Parteien können auf das Internet bei ihrer politischen Arbeit längst nicht mehr verzichten. Katharina Fegebank, Parteivorsitzende der Hamburger Grünen, twittert beispielsweise selbst sehr aktiv und nutzt damit oft die Möglichkeit, ihrepolitische Arbeit mit einer persönlichen Note zu versehen. "Es ist ein schmaler Grat, wie viel man von seiner Persönlichkeit offenbart oder eben nicht", sagt Fegebank, "aber SocialMedia ist ein guter Weg, um schnellviele Menschen zu erreichen."

Burkhardt Müller-Sönksen, medienpolitischer Sprecher der FDP, sieht in der Kommunikation via Social Media mittlerweile sogar so etwas wie die fünfte Gewalt im Staat. "Dieses Werkzeug ist besonders in politischen Belangen sehr basisdemokratisch, man kann sich dem einfach nicht entziehen", sagt der Medienexperte. "Auch online bildet sich ein reales Parteileben, eben miteiner modernen Kommunikationskultur", so Müller-Sönksen.

In der Hamburger CDU hat man sich der Übersicht halber dafür entschieden, dass beide Körperschaften, die Partei und die Fraktion, ein gemeinsames Facebook-Profil besitzen, das von den jeweiligen Sprechern gepflegt wird. Zudem besitzen die Christdemokraten als einzige Hamburger Partei eine Applikation für das Smartphone, über die die Nutzer regelmäßig mit Informationen versorgt werden. "Mit dieser Entwicklung wollen wir natürlich auch neue Wählergruppen erschließen", sagt der Landesgeschäftsführer Gregor Jaecke. "Auch mit unserer gerade erst vorgenommenen Überarbeitung der Homepage wollen wir deutlich machen, dass das Internet in Zukunft noch wichtiger für die politische Willensbildung werden wird."

Obwohl es in den Reihen der Hamburger Linken zum Teil zu datenschutzrechtlichen Bedenken kommt, sind viele Bürgerschaftsabgeordnete und Parteimitglieder auf Twitter und Facebook aktiv. Dirk Prösdorf, verantwortlich für die Pflege des Online-Profils, sieht einen Unterschied zu anderen Parteien aufgrund der Altersstruktur der Linken. "Unsere Mitglieder sind durchschnittlich 50 Jahre und älter. Da ist es sicherlich nicht unsere Aufgabe, sie zu bekehren oder zu motivieren", sagt Prösdorf. "Entweder man entscheidet sich selbstständig für die Nutzung von SocialMedia - oder eben nicht."

Diese Meinung vertritt auch Benedikt Schaumann, der bei seiner Arbeit ganz klar den Anspruch hat, trotz der Entwicklung hin zum Internet niemanden zurückzulassen. Alle grundlegenden Informationen, die online verbreitet werden, können auch auf anderem Wege konsumiert werden. "Eines muss man ganz klar betonen", sagt Schaumann, der einen papierlosen Arbeitsplatz hat und seine Daten für die verschiedenen Kommunikationskanäle auf allen seinen Geräten gespeichert. "Alle unsere Parteimitglieder bekommen selbstverständlich auch heute noch einen Brief, wenn sie keine Lust auf E-Mail haben."