Die Grund- und Vorschüler sollen Aula, Fachräume und eine Turnhalle in Barmbek verlieren. Jetzt haben sie gegen die Schließung protestiert.

Uhlenhorst. Mehr als 150 Kinder und ihre Eltern haben am Freitagabend gegen die drohende Schließung eines Teils der "Schule auf der Uhlenhorst" demonstriert. Sie bildeten eine Lichterkette zwischen den Standorten Winterhuder Weg (Uhlenhorst) und Humboldtstraße (Barmbek-Süd).

Haike Ritter, deren Töchter Rabea und Rahel Vorschule und zweite Klasse besuchen, sagt: "Natürlich muss man sich mit Änderungen auseinandersetzen, aber hier wäre eine bessere Planung angebracht gewesen." Wie andere Eltern auch, fürchtet Haike Ritter, dass sich mit der Schließung nicht nur die Bedingungen für den Unterricht, sondern auch für das Ganztagsangebot der Schule verschlechtern.

Dabei hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) gerade erst richtig begonnen, die "Ganztägige Bildung und Betreuung an Hamburgs Schulen" (GBS) im neuen Schulentwicklungsplan zu verankern: erst Unterricht, dann Mittagessen, Hausaufgabenbetreuung und anschließend eine pädagogisch wertvolle Freizeitgestaltung mit Spiel-, Sport- und Kulturangeboten. Schon im kommenden Schuljahr sollen Grundschulen und Horte in ganz Hamburg kooperieren.

An der Schule auf der Uhlenhorst gibt es eine solche Betreuung bereits seit zehn Jahren. Der Hort "Uhlennudelclub" bietet an beiden Standorten insgesamt 200 Fünf- bis Zehnjährigen Hausaufgabenhilfe, Musik- und Sportunterricht, Kochkurse, Experimentieren, Töpfern, Tischlern, Englisch- und Computerkurse. Auch in den Schulbetrieb sind die Erzieher eingebunden: Sie begleiten die Schüler bei Ausflügen oder arbeiten bei Gewaltprävention und im Schulgarten mit.

Das steht jetzt auf dem Spiel. Denn der Schulentwicklungsplan, der unter anderem die Stärkung solcher Betreuungsformen vorsieht, gefährdet gleichzeitig das Angebot der Schule. Diese soll sich nämlich vom Standort Humboldtstraße 89 zurückziehen. Laut dem Referentenentwurf sollen dort zunächst zwei Züge der Heinrich-Hertz-Stadtteilschule unterkommen. Langfristig hofft die Schulbehörde, dass sich an dem Standort eine eigenständige Stadtteilschule entwickelt.

"Für unsere Schule bedeutet das eine drastische Verkleinerung", sagt Sven Deglow vom Eltern-Aktionsbündnis. Bislang waren am Standort Winterhuder Weg drei Vorschulklassen und jeweils vier erste und zweite Klassen untergebracht, an der Humboldtstraße 89 jeweils drei dritte und vierte Klassen. "Wenn uns nur der Standort am Winterhuder Weg zur Verfügung steht, brauchen wir dort neue Räume", so Deglow. "Außerdem verlieren wir eine Turnhalle, eine kürzlich erst eingerichtete Kletterwand, unsere einzige Aula sowie hochwertig ausgestattete Klassen- und Fachräume." Um der drohenden Enge vorzubeugen, soll die Grundschule nach dem Willen der Schulbehörde künftig nur noch dreizügig sein. "Dabei könnte ich leicht fünf Züge einrichten", sagt Schulleiter Gerd Basler. Beim Sprachtest für die Viereinhalbjährigen ist er zuständig für 111 Kinder. Dreizügig kann er 69 Kinder unterbringen, nur rund zwei Drittel der zu erwartenden Bewerber. "Die Einrichtung einer Stadtteilschule in unserer Nähe und die damit verbundene Reduzierung bedeutet eine gravierende Einschränkung unseres Profils - auf Kosten der Grundschüler." Basler hat sich der Demonstration angeschlossen. "Noch darf ich das", sagt er. "Ist der Referentenentwurf erst verabschiedet, muss und werde ich ihn natürlich umsetzen."

Eine ablehnende Stellungnahme hat er mit dem Kollegium bereits verfasst und bei der Behörde eingereicht, ebenso wie Hort-Leiterin Susanne Schwarz. "Wenn wir den Standort Humboldtstraße verlieren, fällt die Hälfte unseres Angebotes weg", sagt Schwarz, zu deren Team 16 Erzieher, zwölf Honorarkräfte und fünf Kursleiter gehören. "Viele Wünsche von Kindern und Eltern könnten wir künftig nicht mehr erfüllen." Bis Ende Januar wird eine Deputation die Stellungnahmen sichten, um dann darüber zu entscheiden. "Bislang ist das Ganze ein Vorschlag", sagt Peter Albrecht, Sprecher der Schulbehörde. In der Region sei eine weitere Stadtteilschule aber notwendig.

"Der Plan der Schulbehörde zieht eine wahre 'Bäumchen-wechsel-dich-Aktion' nach sich", sagt Stefan Patra, dessen Tochter Ronja die Vorschule besucht. "Die von der Schule auf der Uhlenhorst abgewiesenen Schüler werden sich an die Schulen Forsmannstraße, Humboldtstraße 30 oder die Goldbekschule wenden. Die können aber keine zusätzlichen Schüler aufnehmen."