Hamburg baut zwölf Grund- und Stadtteilschulen aus. Unter Anderem sollen mehr Flächen für Sporthallen und Unterrichtsräume geschaffen werden.

Hamburg. Der Schulbau ist ein Megaprojekt mit Investitionen in Milliardenhöhe, das nach Primarschulstreit und Regierungswechsel ins Stocken geraten ist. Jetzt hat Schulsenator Ties Rabe (SPD) einen ersten Schritt getan, um den Baustau aufzulösen: Wie das Abendblatt erfuhr, hat Rabe den Auftrag für Neu- und Erweiterungsbauten an zwölf Schulen erteilt, an denen der Raumbedarf sehr dringend ist.

Es geht um den Zubau von rund 22 000 Quadratmetern Unterrichtsräume sowie zehn zusätzliche Sporthallenflächen. Noch sind die Details der Umsetzung nicht geklärt, deswegen bewegt sich der Kostenrahmen zwischen 91 und 113 Millionen Euro. Die 2010 gegründete Zweckgesellschaft Schulbau Hamburg, die mit den Planungen beauftragt ist, wird klären müssen, ob im Einzelfall ein Neubau oder eine Erweiterung vorhandener Kapazitäten die wirtschaftlichste Lösung ist. Eventuell müssen Grundstücke hinzugekauft werden.

An diesen Schulen sollen möglichst schnell Bauarbeiter anrücken, um Unterrichtsräume zu erstellen und die Sporthallen-Kapazitäten zu erweitern:

Stadtteilschule (STS) Querkamp/Steinadlerweg (Horn/Billstedt): Bauvolumen zwölf bis 14 Millionen Euro.

STS Öjendorf : elf bis 13 Millionen Euro.

STS Lurup: 18 bis 22 Millionen Euro.

STS Niendorf : 15 bis 18 Millionen Euro.

Grundschule (GS) Alsterredder (Sasel): fünf bis sieben Millionen Euro.

STS Bergstedt : zwischen acht und zehn Millionen Euro.

STS Oldenfelde : zwischen vier und sechs Millionen Euro.

An diesen Schule sollen nur Unterrichtsräume hinzugebaut werden:

STS Winterhude : zwischen drei und fünf Millionen Euro.

STS Tonndorf : zwischen acht und neun Millionen Euro.

GS Ahrensburger Weg (Volksdorf): vier bis fünf Millionen Euro.

GS und STS Bramfelder Dorfplatz/Hegholt (Bramfeld): zwischen drei und vier Millionen Euro.

Bei insgesamt etwa konstanten Schülerzahlen führen zwei schulpolitische Entscheidungen zum erheblichen Bauboom: Die im "Schulfrieden" vereinbarte Absenkung der Klassengrößen an Grundschulen schafft nach aktuellen Berechnungen der Schulbehörde einen Mehrbedarf von 200 bis 240 Klassenräumen. Und: Die Einrichtung der 54 Stadtteilschulen anstelle von rund 100 Haupt- und Realschulen, Gesamtschulen und Aufbaugymnasien bedeutet eine drastische Verringerung der Standorte. An weniger Schulen müssen deutlich mehr Kinder unterrichtet werden. Die Kehrseite: Es gibt Schulen, die absehbar nicht mehr benötigt werden.

Bei den jetzt ausgewählten zwölf Schulen handelt es sich folglich ausschließlich um Grund- und Stadtteilschulen. Die Kriterien waren Dringlichkeit, Realisierbarkeit und offenkundige Notwendigkeit der vorgesehenen baulichen Erweiterung. Die Liste der zwölf Schulen greift nach Angaben der Behörde nicht dem Schulentwicklungsplan vor, in dem auch politische Aussagen über Größe (Zahl der Parallelklassen pro Jahrgang) oder Erhalt einzelner Standorte getroffen werden. "Wir wollen den Baustau an Schulen zügig abarbeiten. An Stadtteilschulen gibt es hier klar den größten Bedarf", sagte der Schulsenator dem Abendblatt.

Nach den Herbstferien will der SPD-Politiker den lange erwarteten Schulentwicklungsplan vorlegen. Das alte Zahlenwerk umfasste noch die Planungen für die gescheiterte Primarschule. "Mein Ziel ist es, vor der nächsten Anmelderunde im Februar für Schulen und Eltern Klarheit zu schaffen", sagte Rabe.

Trotz des Startschusses für die ersten zwölf Schulneubau-Projekte wird es noch lange dauern, bis die räumliche Entlastung den Schulen zur Verfügung steht. In der Regel vergehen drei Jahre, bis Schulbauten bezugsfertig sind. Kommt es zu Komplikationen - etwa wegen erforderlicher Grundstückskäufe - kann es auch noch länger dauern. Fast alle der zwölf Bauprojekte müssen europaweit ausgeschrieben werden.

Dass die Zubauten erheblich sind, zeigen drei Beispiele: An der Stadtteilschule Lurup entstehen 25 Klassen- und acht bis zehn Fachräume. Außerdem sind Räume für den Aufenthalt von Lehrern und für die Schulverwaltung vorgesehen. Schließlich entstehen Flächen für den Ganztagsschulbetrieb.

An der Stadtteilschule Niendorf sind 15 Klassen- und etwa fünf Fachräume zusätzlich vorgesehen. Auch hier erhalten die Lehrer und der Bereich Verwaltung mehr Platz. Neben Ganztagsschulflächen erhält der Standort Niendorf auch noch zwei Sporthallenflächen. Offen ist derzeit, ob es sich um Anbauten oder eine neue Halle handeln wird. Etwas bescheidener fällt die Erweiterung der Stadtteilschule Tonndorf mit 14 Klassen- und zwei Fachräumen sowie Lehrer-, Verwaltungs- und Ganztagsschulflächen aus.

Zuletzt hatte der damalige Schulsenator Dietrich Wersich (CDU) im Februar die Aufträge für ebenfalls als besonders dringlich erachtete Neubauten an sechs Schulen erteilt: die Grundschulen Wesperloh (Rissen), An der Isebek (Eimsbüttel), Hasenweg (Sasel) und Nydamer Weg (Rahlstedt), Stadtteilschule Lurup sowie Gymnasium Rahlstedt (Volumen 35 Millionen Euro).

Die Raumnot an den Schulen belegt auch die wachsende Zahl von Schulcontainern. Wie berichtet, müssen im kommenden Schuljahr rund 7200 Kinder in 300 Containern unterrichtet werden.