Vorzeitige Umbenennung ist jetzt sicher: Am 4. September wird ein Teil des Hachmannplatzes dem Ohnsorg-Star Heidi Kabel gewidmet.

Hamburg. Die Ungewissheit hat ein Ende, die Mühen der Ohnsorg-Intendanz haben sich gelohnt, und dass Bürgermeister Olaf Scholz die Angelegenheit kürzlich zur Chefsache erklärte, dürfte das Ganze noch beschleunigt haben. Denn Hamburg bekommt tatsächlich frühzeitig einen Heidi-Kabel-Platz. Gut ein Jahr nach dem Tod der Schauspielerin am 15. Juni 2010 wird die Stadt einen Teil des Hachmannplatzes am Hauptbahnhof nach Heidi Kabel benennen. Das bestätigte Stefan Novicki, Sprecher der Kulturbehörde. Bereits am 4. September soll das Straßenschild im Rahmen eines großen Festes am Bieber-Haus, der neuen Spielstätte des Ohnsorg-Theaters, enthüllt werden. Auch ein vom Abendblatt gestiftetes Heidi-Kabel-Denkmal der Künstlerin Inka Uzoma wird an diesem Tag der offenen Tür eingeweiht.

"Wir freuen uns natürlich riesig, dass es geklappt hat", sagt Ohnsorg-Intendant Christian Seeler. "Mit der Neueröffnung unserer Hauses, der Umbenennung des Platzes und dem Denkmal wird Heidi Kabel sehr angemessen gewürdigt." Die neue Adresse des niederdeutschen Theaters, für das die Hamburger Schauspielerin jahrelang auf der Bühne stand, wird künftig Heidi-Kabel-Platz 1 lauten. Jedoch war mehrere Monate nicht klar, ob es bis zum 4. September klappen würde. Vorausgegangen war der Entscheidung nämlich eine für Intendant Seeler aufreibende Hängepartie. Hauptsächlich ging es um die Frage, ob die Stadt eine Ausnahme vom Grundsatz machen sollte, zwei Jahre zwischen dem Tod einer bedeutenden Persönlichkeit und der Benennung einer Straße nach ihr verstreichen zu lassen. So sieht es nämlich die Gedenkfrist in den 2005 geänderten "Bestimmungen über die Benennung von Verkehrsflächen" vor. Hinzu kam die langwierige Prüfung der Biografie von Heidi Kabel durch das Staatsarchiv.

+++ Dossier zum Leben von Heidi Kabel +++

Intendant Seeler und Markus Schreiber (SPD), Bezirksamtsleiter Mitte, hatten sich in dieser Zeit für eine frühzeitige Umbenennung starkgemacht. Ein entsprechender Antrag war davor einstimmig von der Bezirksversammlung beschlossen worden. Schreiber warb fortan, "dass es in diesem besonderen Fall sehr wünschenswert wäre, wenn eine Ausnahme gemacht werden und das Verfahren beschleunigt werden könnte." Intendant Seeler bat sogar in einem Brief an Bürgermeister Olaf Scholz und Kultursenatorin Barbara Kisseler, die Gedenkfrist zu verkürzen. Wie sich jetzt zeigt: mit Erfolg.

Die Unterschriften der Senatskommission zur Benennung von Straßen seien nur noch Formalien, sodass am 4. September um 11 Uhr der neue Straßenname angebracht werden kann. Neben dem Eingang des Theaters soll das Denkmal vorgestellt werden, und im Anschluss beginnt der Tag der offenen Ohnsorg-Tür. Folklore, Fischbrötchen und niederdeutsches Heidi-Kabel-Liedgut sind geplant. Moderieren wird Ina Müller. "Wir rechnen mit 1500 bis 2000 Gästen" sagt Intendant Seeler. Derzeit erarbeite man mit dem Bezirk Mitte ein schlüssiges Konzept für Sicherheit und Ordnung.

Momentan richten die Mitarbeiter des Ohnsorg-Theaters die neue Spielstätte her. "95 bis 97 Prozent der Sachen aus dem alten Haus sind schon hier", sagt Christian Seeler. Mitte August soll sich der erste Vorhang heben. Dafür schuftet das Ensemble hart. "Wie unsere Leute das hier machen, das ist schon weltklasse", schwärmt der Intendant. Dann lobt er noch den Einsatz und das persönliche Antwortschreiben von Olaf Scholz als "Türöffner". Auch das Staatsarchiv sei sehr behilflich gewesen. "Mit der Umbenennung hat das Theater seinen repräsentativen Platz und Heidi Kabel eine sehr, sehr schöne Würdigung", sagt Seeler.

Es ist erst das zweite Mal in seiner jüngeren Geschichte, das Hamburg vor dem Verstreichen der Gedenkfrist eine Straße nach einer verstorbenen Persönlichkeit benennt.

Die erste Ausnahme machte die Stadt nach dem Attentat auf John F. Kennedy. 1963 erhielt die Kennedybrücke im Gedenken an den getöteten US-Präsidenten ihren Namen. Nun ist Heidi Kabel die zweite Persönlichkeit, der weniger als 24 Monate nach ihrem Tod ein Straßenname geschenkt wird. In Gedenken an sie soll allerdings nur ein Teil des jetzigen Hachmannplatzes (benannt nach Bürgermeister Gerhard Hachmann) heißen. Streng genommen handelt sich um die Straße, die das Bieber-Haus südlich umfasst. Dort wird auch der künftige Haupteingang des Ohnsorg-Theaters sein. Vorteil der teilweisen Umbenennung ist, dass kein neuer Hachmannplatz ausgewiesen werden muss. "Alles in allem passt das einfach", sagt Christian Seeler. Und auch Heidi Kabel, so der Intendant, hätte vermutlich trotz ihrer Bescheidenheit gesagt: "Das habt ihr gut gemacht."