Nach der Umsetzung von 100 Polizisten an die Wachen soll die Kamerakontrolle der Reeperbahn entfallen. Auch Kripo soll Beamte abgeben.

Hamburg. Das umstrittene Konzept der Polizeiführung zur Umsetzung von 100 Beamten vom Stabs- in den Streifendienst wird voraussichtlich dazu führen, dass die permanente Videoüberwachung auf der Reeperbahn abgeschafft wird. Das derzeit favorisierte Modell sieht nach Abendblatt-Informationen vor, die zwölf dort angesiedelten Planstellen zu streichen.

Intern war die Videoüberwachung der Reeperbahn spätestens seit einem Urteil umstritten, das den Beamten das Beobachten von Hauseingängen untersagte. Die betreffenden Bereiche in der Zone, die bei den Kameraschwenks erfasst wurden, durften nur noch geschwärzt erscheinen. Ein echter Überblick über die Lage vor Ort habe durch diese Einschränkungen nicht mehr gewonnen werden können, heißt es bei der Polizei. Als Konsequenz - und weil die Zahl der Straftaten im betreffenden Bereich sich nicht signifikant geändert hat - soll die Überwachung wohl komplett eingestellt werden. Das Projekt war vom CDU-Senat initiiert worden, als vorbeugende Maßnahme, nachdem die Zahl der Körperverletzungsdelikte auf der Reeperbahn und den umliegenden Straßen stark gestiegen war.

Ein Großteil der Taten geht auf das Konto junger, alkoholisierter Männer. Und die ließen sich bislang nicht durch die Anwesenheit von Kameras beeindrucken. Zukünftig sollen die Bilder, die ins Polizeipräsidium übertragen werden, nur noch bei akuten Vorfällen und nicht mehr konstant beobachtet werden. Weitere Bereiche, aus denen nach Abendblatt-Informationen Beamte abgezogen werden sollen, sind die Kriminalprävention, die DNA-Analyse und die Staatsschutz-Abteilung der Kripo. Zehn Beamte sollen die Bereitschaftspolizei verlassen und die Kommissariate verstärken. Die Wasserschutzpolizei soll fünf Beamte abgeben.

Polizeigewerkschaften üben vor allem an der aus ihrer Sicht herrschaftlichen Art und Weise der Beschlussfassung Kritik. Vertreter der Gewerkschaften sprachen gestern bei Innensenator Michael Neumann (SPD) vor. Innenbehörde und Polizei betonen, dass endgültige Entscheidungen noch nicht gefallen seien.