Umstrukturierung betrifft offenbar auch die Notrufzentrale

Alsterdorf. Die Polizeiführung organisiert das Personal neu, um die von Innensenator Michael Neumann (SPD) geforderten 100 Beamten mehr auf die Straße bringen zu können. Wie am Freitag bekannt wurde, sollen offenbar auch Beamte aus der anlassunabhängigen Videoüberwachung abgezogen und stattdessen im Streifendienst eingesetzt werden.

Unter dem CDU-Senat war die Videoüberwachung - unter anderem auf der Reeperbahn - stark intensiviert worden. Zählbare Erfolge erbrachte die Maßnahme allerdings nicht. Die Gewaltbereitschaft hat seitdem kaum nachgelassen. Neumann und die Polizeiführung planen nach Abendblatt-Informationen, die dauerhafte Videoüberwachung, also die Kontrolle der im Präsidium eingehenden Bilder, wieder einzustellen und stattdessen nur noch anlassbezogen auf die Kamerabilder zuzugreifen. Diese Maßnahme würde Ressourcen schaffen, die auf der Straße eingesetzt werden könnten.

Polizeisprecher Mirko Streiber will den bisherigen Stand der Planungen aber nicht kommentieren: "Es gibt zahlreiche Ideen und Vorschläge, die derzeit zwischen Innensenator und Polizeipräsident abgestimmt werden. Entscheidungen sind noch nicht gefallen, also sagen wir dazu auch noch nichts."

Auch aus der Leitstelle, in der die Notrufe eingehen, sollen möglicherweise Beamte abgezogen werden. Pläne, die die Polizeigewerkschaft DPolG kritisiert. Der stellvertretende Landesvorsitzende Klemens Burzlaff: "Wer heute 110 anruft, hängt häufig schon Minuten in der Warteschleife. Wenn dort Mitarbeiter abgezogen werden, hat dies katastrophale Folgen für die Bürger." André Schulz, Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BdK), sagt: "Die krampfhafte Machtdemonstration des Innensenators, 100 Polizisten entgegen aller fachlichen Beratung der Polizeiführung aus den Stäben auf die Straße zu bringen, ist kontraproduktiv, nicht zielführend und reinste Augenwischerei." Gerhard Kirsch von der Gewerkschaft GdP kritisiert die aus seiner Sicht mangelhaft durchgeführte Neuplanung. Kirsch: "Mit dem Abbau von Stabsstellen muss auch eine Aufgabenreduzierung einhergehen, ansonsten funktioniert das nicht."