Statt des Hoheluftkontors sollen an gleicher Stelle Wohnungen gebaut werden. Auch die neuen Pläne dürften von Protesten begleitet werden.

Hamnburg. Der Bezirk Eimsbüttel gibt nicht auf. Nachdem ein geplanter Büroneubau zwischen Isebekkanal und U-Bahn-Station Hoheluftbrücke - das Hoheluftkontor - durch einen Bürgerentscheid gekippt wurde, wird jetzt ein neuer Anlauf für die Bebauung der Fläche unternommen. Derselbe Investor, Bauplan Nord, will nun ein Haus mit 50 Wohnungen und Ladenflächen im Erdgeschoss errichten. Probleme erwartet der Bezirk nicht - denn der Bürgerentscheid vom 1. Juli vergangenen Jahres greife nicht. "Und zwar, weil er sich gegen einen neu aufzustellenden Bebauungsplan und die damit verbundene Errichtung des Kontorhauses gerichtet hat", sagte Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke dem Abendblatt. Für das neue Wohngebäude müsse der B-Plan jedoch gar nicht verändert werden. Der in ganz Hamburg diskutierte Bürgerentscheid wird ausgehebelt.

Auf dem rund 1000 Quadratmeter großen Grundstück, auf dem sich ein Bunker, ein Parklatz und ein McDonald's-Restaurant befinden, soll ein siebenstöckiges Wohnhaus gebaut werden - das Isebek-Domizil. Ein Klinkerbau, der mit 22,70 Metern genauso hoch wäre wie das zuvor geplante Kontorhaus. Der Investor hat bereits zugesagt, dass ein Teil der Wohnungen Studenten und Behinderten vorbehalten sein soll.

Dennoch dürften auch die neuen Pläne von Protesten begleitet werden. Manfred Brandt vom Verein Mehr Demokratie bezweifelt, dass die Initiatoren des Bürgerentscheids glücklich sind über das Bauvorhaben. "Mit Respekt vor Bürgerentscheiden hat das nichts zu tun", sagte er dem Abendblatt. Das sei kein guter politischer Stil, die Akteure hätten nicht viel dazugelernt. "Gerade bei einer so schwierigen Gemengelage sollte man die Initiative miteinbeziehen."

Harald Duchrow von der Isebek-Initiative wollte sich gestern noch nicht zu dem möglichen Bauvorhaben äußern. Er und seine Mitstreiter hatten das Hoheluftkontor mit der Begründung verhindert, dass so ein Naturraum zerstört würde. Eine Argumentation, die vielen angesichts der jetzigen Bebauung absurd vorkam. Selbst der Nabu hatte keine Einwände gegen den Neubau. Torsten Sevecke ist unterdessen bereits auf die Isebek-Initiative zugegangen und hat ihr ein Gespräch über die Planungen angeboten. "Die Bürgerinitiative hat die Bereitschaft gezeigt, mit uns zu reden", sagte der Bezirkschef. Wichtig sei, auch über Wohnungsbau an ungewöhnlichen Stellen nachzudenken. "Das Grundstück an der Hoheluftbrücke ist so ein Standort. Dort wollen wir ein Signal für bezahlbaren Wohnungsbau in Hamburg setzen."

Ähnlich sieht das Torsten Koch, Inhaber und Geschäftsführer von Bauplan Nord - der mögliche Investor des Isebek-Domizils. "Es war nicht leicht, vom Hoheluftkontor auf den Wohnungsbau umzuschwenken und wieder von null anzufangen", sagt er. "Mit dem Projekt wollen wir nun dazu beitragen, was Hamburgs Politik fordert: mehr Wohnraum." Schon bald wolle man sich mit der Finanzbehörde - dem Eigentümer des Grundstücks - zusammensetzen, um über den Kaufvertrag zusprechen. "Der angestrebte Baustart ist Anfang 2012", sagt Koch.

Der Bauvorbescheidsantrag wird zurzeit vom Bezirksamt geprüft. Sollte der positiv beschieden werden, dürfte auch der Bauantrag erfolgreich sein. "Zum einen handelt es sich um eine bereits versiegelte Fläche, und zum anderen ist auch gegenüber an der Isestraße der Bau eines fünfgeschossigen Wohngebäudes genehmigt worden", so Bezirkschef Sevecke.

Von außen weist der Entwurf des Isebek-Domizils gewisse Ähnlichkeiten mit dem ursprünglich geplanten Bürogebäude auf: Die beiden Häuser haben ähnliche Konturen und eine rote Klinkerfassade. Eine Besonderheit bei dem neuen u-förmigen Gebäude ist der verglaste Innenhof, von dem die Wohnungen abgehen und der wie ein großer Wintergarten anmutet. "Die Halle soll aber nicht nur schick aussehen", sagt Moritz Schneider vom Architektenbüro APB. Die zur Bahn ausgerichtete Halle schütze die Bewohner auch vor Lärm.

Ein nicht sichtbarer Unterschied zwischen dem Isebek-Domizil und dem Hoheluftkontor sind die Kosten. "Da es sich um Wohnungsbau handelt, werden die Kosten um 150 bis 200 Euro pro Quadratmeter höher sein", sagt Torsten Koch. Grund dafür sei, dass etwa mehr Wände eingezogen und 50 Badezimmer eingerichtet werden müssten. Dass die Isebek-Initiative erneut versuchen könnte, die Bebauung des Grundstücks zu verhindern, schließt Koch nicht aus. Er sagt: "Trotz der bisherigen Erfahrungen sind wir jederzeit gesprächsbereit."

Das Ergebnis des Bürgerentscheids vom Juli 2010 gilt als Paradebeispiel dafür, dass auch eine Minderheit erfolgreich Verhinderungspolitik betreiben kann. Sie hatte in ganz Hamburg eine Debatte über Sinn und Unsinn von Bürgerentscheiden ausgelöst. Mit 45 183 Wählern lag die Beteiligung bei nur 23,34 Prozent. Davon stimmten rund 69 Prozent der Bürger gegen das Bürohaus. Das bedeutet: Rund 31 000 der 195 000 wahlberechtigten Eimsbütteler kippten das Projekt.