Jede zweite Führungskraft in der Verwaltung im Westen der Stadt ist weiblich. Im Bezirksamt Harburg führen aber nur Männer die Dezernate.

Hamburg. In der neuen Hamburger Landesregierung sind die Frauen mit fünf Senatorenposten gleichberechtigt. Auch in den sieben Bezirksämtern sind die weiblichen Führungskräfte auf dem Vormarsch. Aber: Von einer 50-Prozent-Frauenquote in den Spitzenpositionen sind die meisten Verwaltungen noch weit entfernt. Das hat eine Umfrage des Abendblatts ergeben. Im Durchschnitt belegen Frauen zu 36 Prozent die Dezernats- und Fachamtsleiterstellen - nach der Leitung des Bezirksamts sind das die höchsten Posten in einer Verwaltung.

Schlusslicht ist mit rund 29 Prozent Harburg: Dort führen ausschließlich Männer die Dezernate. Von den 13 Fachamtsleitern sind fünf weiblich. Platz eins belegt dagegen das Amt in Altona, in dem mehr als die Hälfte der Stellen in den Chefetagen von Frauen besetzt sind. "Wir haben in den vergangenen Jahren darauf geachtet, bei gleicher Befähigung den Frauen in Führungspositionen den Vortritt einzuräumen", sagt der stellvertretende Bezirksamtsleiter Kersten Albers. "Die Mischung in unserer Führungskultur halten wir für sehr wichtig."

Auch Torsten Sevecke (SPD), Bezirksamtschef in Eimsbüttel, ist mit dem Frauenanteil in seinem Haus sehr zufrieden. 50 Prozent der Dezernenten und rund 40 Prozent der Fachamtsleiter sind Frauen. "Das ist eine ideale Mischung", sagt er. Der weibliche Führungsstil sei sehr viel kooperativer als der männliche. "Zudem holen sich Frauen mehr Meinungen ein, bevor sie eine Entscheidung treffen."

Eine Männerdomäne sei die Verwaltungsarbeit nur noch in einzelnen Bereichen, wie dem Tiefbauamt. "Dennoch haben es Männer leichter, weil die Verwaltungsstrukturen hierarchisch aufgebaut sind", sagt Sevecke. "Und Männer finden sich in Hierarchien besser zurecht." Probleme, sich zurechtzufinden, hat Brigitte Samtleben nicht. Seit knapp 20 Jahren ist die Leiterin des Dezernats Soziales, Jugend und Gesundheit in der Eimsbüttler Verwaltung in einer Spitzenposition.

"Direkt untergestellt sind mir fünf Männer", sagt die 62-Jährige. Der Umgang miteinander sei ganz natürlich, als Chefin werde sie akzeptiert und respektiert. "Als Quotenfrau fühle ich mich auf keinen Fall", sagt sie. In den Hamburger Behörden habe sich in den vergangenen Jahren viel getan. "Die Frauen-Männer-Verteilung hat sich positiv entwickelt", sagt Samtleben "Aber es könnte noch mehr weibliche Führungskräfte geben." Deshalb plädiert sie für eine Frauenquote. "50:50 würde ich gut finden - so wie im richtigen Leben auch. Dafür müssten jedoch die Männer zu Hause stärker aktiv werden", sagt die dreifache Mutter. Sie habe Familie und Beruf nur unter einen Hut bekommen, weil ihr Ehemann im Job zurückgesteckt habe. "Sonst hätte es nicht funktioniert."

Angela Braasch-Eggert zählt ebenfalls zu den 49 Frauen in den Hamburger Bezirksämtern, die einen hohen Posten haben. "Früher waren die Männer skeptisch, wenn eine Frau das Sagen hatte", sagt die Bergedorfer Vizebezirksamtsleiterin und Dezernentin. "Heute ist es selbstverständlich, dass Frauen in den Chefetagen einen guten Job machen." Frauen verfügten beispielsweise über mehr Sozialkompetenzen und gingen tendenziell stärker auf die Mitarbeiter zu. "Über mehr Frauen in Führungspositionen würde ich mich freuen, aber eine Frauenquote halte ich nicht für sinnvoll", sagt die 61-Jährige. Die Behörden seien auf einem guten Weg. "Ich bin optimistisch, dass wir auch ohne Quotenvorgabe schon in absehbarer Zeit einen Gleichstand in den Behörden haben werden."

Davon ist auch Torsten Sevecke überzeugt. "Frauen werden sich perspektivisch durchsetzen", sagt der Amtsleiter. Warum es in Hamburg mit Cornelia Schroeder-Piller in Wandsbek nur eine Bezirkschefin gibt, kann er sich nicht erklären. "Das ist erstaunlich, weil die Mischung aus Politik und Verwaltungsarbeit ideal ist für eine Frau."