Dass Dietrich Wersich mühelos von Regierung auf Opposition umschalten kann, hatte er bereits bewiesen, als er noch Sozialsenator war und die SPD ungewöhnlich scharf für ihre Wahlversprechen ("Verarsche") angegriffen hatte. Bei seinem ersten Auftritt als Oppositionsführer hielt sich der neue CDU-Fraktionschef im Ton etwas mehr zurück, griff Bürgermeister Scholz aber inhaltlich kräftig und zum Teil sehr detailliert an. Ob der neue Senat ("Nicht gerade ein Expertenklub von außen - warum hat er dafür so lange gebraucht?"), der Behördenzuschnitt mit der neu geschaffenen Gesundheitsbehörde ("Das ist ein Klops") oder das SPD-Ziel, 2020 ohne Schulden auszukommen ("Eine Bankrotterklärung. Ein Haushalt ohne Schulden ist schon 2013 machbar") - Wersich war auf Attacke programmiert, trug diese aber eloquent und pointiert vor.

Allerdings ging er in seiner 30-minütigen Rede kaum auf Scholz' Regierungserklärung ein, sondern hielt sich lange mit den Erfolgen der CDU-Senate auf. Prompt kam der höhnische Zwischenruf aus der SPD, ob ihm bewusst sei, warum die CDU wohl abgewählt worden sei. Doch darüber wollte Wersich an diesem Abend nicht sprechen: "Auch wenn uns nicht alles gelang: Wir haben hart gearbeitet und die Stadt vorangebracht", rief er der SPD zu. "Jetzt sind Sie dran." Am Ende richtete der CDU-Fraktionschef den Blick bereits auf die Rückkehr an die Macht: "Des einen Flut ist des anderen Ebbe." Und als Hamburger wisse man: "Die Gezeiten wechseln."