Nach sieben Jahren kehren die Liberalen ins Parlament zurück

Neustadt. Das große Zittern blieb bei den Liberalen aus - obwohl die Werte für die FDP nach den ersten beiden Hochrechnungen auf 6,2 Prozent sanken, bestimmten Freude und Erleichterung die Stimmung auf der Wahlparty im Kontorhaus Elbhof. Für die rund 150 Liberalen zählte nur eins: Die FDP zieht nach sieben Jahren wieder in die Bürgerschaft ein. "Wir haben es geschafft" - der Satz, der an diesem Abend am häufigsten zu hören ist.

Bereits um 18.01 Uhr ist die Anspannung verflogen. Katja Suding reißt die Arme hoch, juchzt und lächelt erleichtert in die Kameras, die sie umringen. Die erste Prognose, bei der die FDP bei 6,5 Prozent liegt, sorgt für enthusiastischen Jubel auf der Wahlparty. Suding: "Wer hätte das vor zwei Monaten gedacht?" Viele Zuhörer nicken zustimmend, wedeln mit kleinen gelb-blauen Fähnchen, klopfen sich gegenseitig auf die Schulter und jubeln ihrer Spitzenkandidatin zu. Suding über ihre persönliche Zukunft: "Wenn meine Kollegen mich als Fraktionschefin vorschlagen, bin ich bereit."

Auf der Bühne stehen ein Dutzend Anhänger hinter der 35-Jährigen und halten "KatJa - Ja zum Neustart"-Schilder in die Höhe. Die Atmosphäre ist gelöst, die Parteimitglieder schon jetzt in Feierlaune. An den mit gelben Rosen geschmückten Stehtischen wird mit Bier und Rotwein angestoßen und sich kollektiv über das Ergebnis gefreut. Mal heißt es "über unseren Erwartungen", mal "mehr als zufriedenstellend".

Dass die SPD auf die absolute Mehrheit zusteuert, nehmen die Liberalen gelassen hin. "Dann müssen wir wenigstens nicht lange um eine Koalition rumreden", sagt Landeslistenkandidat Carl Jarchow. Das Wichtigste sei, dass die Liberalen wieder ins Parlament einzögen. Diese Meinung teilt auch Rolf Salo, Landeschef der Hamburger Liberalen, der in dem mit gelben Scheinwerfern ausgeleuchteten Saal mit lautstarkem Applaus begrüßt wird. "Es gibt wieder eine liberale Kraft in der Bürgerschaft", ruft er dem Publikum zu. "Das ist dringend nötig und gut. Eine SPD-Alleinregierung ist für Hamburg nicht das Beste. Wir streben eine bürgernahe Oppositionspolitik an."

Die strahlende Siegerin ist aber Spitzenkandidatin Suding, die um 23.32 Uhr die Wahlparty verließ. "Sie hat frischen Wind in die Partei und den Wahlkampf gebracht", sagt Salo, der sich zu Personalfragen noch nicht äußern wollte. Auch Thomas-Sönke Kluth, Landeslistenkandidat aus Wandsbek, strahlt. "Wir haben auf die richtigen Themen gesetzt", sagt er. "Und wir haben eine Kandidatin, die die Menschen angesprochen und überzeugt hat."