Ortstermin in Billstedt. Manche Nachbarn fürchten kriminelle Auswüchse.

Billstedt. Die Wohnunterkunft Billstieg liegt am Rand eines Industriegebiets. Im Umkreis von einem Kilometer finden sich weder ein Bäcker oder ein Kiosk noch andere Einkaufsmöglichkeiten. Bevor man sich die Flüchtlingsunterkunft mit den Hunderten von Antennenschüsseln anschaut, fällt der Blick auf die andere Straßenseite: Das Bushäuschen ist nur noch ein Metallgerippe, die Scheiben sind längst zerschlagen. Aus einem Container quillt Müll.

Auch die Flüchtlingsunterkunft wirkt wenig einladend. Hinter den Fenstern hängen teilweise Bettlaken. Auf dem Gras unter den Fenstern liegen Tüten mit Essen, die von Tauben, Möwen und Krähen geplündert werden. Nicht nur Nahrungsreste liegen dort, sondern auch pfundweise gekochte Nudeln. Neben großen Müllcontainern verschimmeln Brote. Man sieht: Hier kümmert sich keiner.

Doch das ändert sich schlagartig, als zwei kräftige Hausmeister in fleckigen, ehemals blauen Monteursanzügen ungebetene Besucher entdecken, diese fortschicken und schnell beginnen, den Müll wegzuräumen. Die hastigen Aufräumarbeiten beginnen an der Straßenseite. Es soll jetzt doch ordentlich aussehen. Der Blick hinter die Kulissen wird nicht gestattet.

Die Reaktionen von Anwohnern auf die geplante Belegung von weiteren 170 Flüchtlingen ist unterschiedlich. Doris Pacholski, die in einem der wenigen Nachbar-Einzelhäuser lebt, will dagegen kämpfen, weil sie Zustände wie in der berüchtigten Berzeliusstraße befürchtet. Sie berichtet von angeblichen Übergriffen der Billstieg-Bewohner auf ihre Kinder. "Die wollten einen Gokart wegnehmen", sagt sie. Andere Nachbarn klagen, dass ihr Auto beim Passieren der Wohnunterkunft mit Steinen beworfen werde. Auch von der nahen Tankstelle kommen Befürchtungen. Die Bewohner lasse er nur in den Verkaufsraum, "wenn die Stoff haben", sagt der Tankwart und meint Geld. Andernfalls werde er trotz Kameraüberwachung beklaut.

Es gibt aber auch andere Stimmen. "Die müssen ja irgendwo hin", sagt Willy Kreuz, Dachdecker, der seinen Betrieb nahe der Unterkunft am Billstieg hat. Nein, Negatives habe er noch nicht mit den Flüchtlingen erlebt.