SPD-Sozialexpertin Carola Veit hält das Hamburger Modell für unausgegoren

Hamburg. Die Kritik an der vorgezogenen Hortreform wächst. Das Hamburger Modell, das für alle Schüler bis zur sechsten Klasse eine kostenlose verlässliche Nachmittagsbetreuung in der Schule vorsieht, sei noch völlig unausgegoren, sagte die Sozialexpertin der SPD, Carola Veit, dem Abendblatt. Weder die räumliche noch die personelle Ausstattung seien geklärt.

Auch die Eltern sieht sie in einer prekären Lage, weil bei der Schulanmeldung noch offen sei, ob und unter welchen Bedingungen es im nächsten Schuljahr eine Hortbetreuung gebe. "Das Ganze ist eine unglaubliche Mogelpackung."

Hintergrund des Streits ist, dass der schwarz-grüne Senat die Modellphase des neuen Systems bereits im nächsten Schuljahr massiv ausweiten will. Dagegen laufen Elternverbände und Kita-Träger Sturm. Sie befürchten eine qualitative Verschlechterung der Nachmittagsbetreuung, die das derzeitige Kita-Gutscheinsystem ablösen soll.

Denn statt der bislang 18 000 Schüler sollen künftig 28 000 Schüler betreut werden - ohne zusätzliches Geld. Auch sei noch unklar, wie die Qualifikation der Betreuer überprüft werde.

"Wir fürchten eine Entprofessionalisierung der Nachmittagsbetreuung", sagte Isa Baumgart vom Hortbündnis. Zahlreiche besorgte Eltern hätten sich inzwischen gemeldet. Zudem sei noch unklar, wie die Betreuung für die Fünft-und Sechstklässler an den weiterführenden Schulen geregelt werden solle.

Auch von der Linkspartei kommt Gegenwind für die Regierungspläne. Es blieben noch zu viele Fragen offen, sagte der familienpolitische Sprecher, Mehmet Yildiz. "Der Hamburger Senat ist dabei, ein weiteres an sich gutes Projekt in den Sand zu setzen." Heute ist die Hortreform Thema in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft.