Die Strandperle verlängert den Sommer. Eine überdachte Terrasse für die beliebte Institution an der Elbe soll Ende Oktober fertig sein.

Othmarschen. Die leuchtend gelbe Persenning strahlt mit der Sonne um die Wette. Die Tragkonstruktion aus sibirischer Lärche hat noch keine einzige Kerbe, und die Wandverankerung aus Zink blendet einen fast, so neu glänzt alles. In der Strandperle in Övelgönne, in der der Lack an den meisten Holztischen und Klappstühlen ein wenig abgenutzt ist, tut sich was. Behutsam, aber nicht zu übersehen.

Die lang gehegte sogenannte "Winteridee" soll endlich Wirklichkeit werden. "Wir haben bislang immer eine Woche vor Ostern geöffnet, und Ende Oktober war immer Schluss", sagt Kolja Thomsen, Geschäftsführer der Strandperle. Künftig soll der Betrieb an den Wochenenden auch in den Wintermonaten weitergehen. Bislang war die Institution am Elbstrand auf Gedeih und Verderb vom Wetter abhängig. Einen regulären Gastraum gibt es nicht, nur den Ausschank, die Terrasse und den Sandstrand davor. Zwar gab es auch vorher Markisen und Schirme, "aber bei Wind hat es immer wie verrückt durchgeregnet", sagt Thomsen.

Angst, das urige Kleinod, das es seit 1973 unter dem Namen "Strandperle" gibt, könne durch die neue Markisenkonstruktion plötzlich chic werden wollen, müsse niemand haben, versichert Hannes Nöllenheidt, der die Strandperle gemeinsam mit Julia Toetzke seit 2007 gepachtet hat: "Wir wollen für den Gast alles so lassen, wie er es kennt. Er soll weiter das Strandperlengefühl haben, aber moderne Annehmlichkeiten haben." Nöllenheidt, der am Schulberg gleich in der Nachbarschaft zur Strandperle wohnt, weiß um den allgemeinen Argwohn, wenn es um Veränderungen liebgewordener Örtlichkeiten geht. Und immerhin handelt es sich bei der Strandbude um das Original, den Vorgänger aller Beachclubs, die sich erst in den letzten Jahren etabliert haben, noch dazu mit echtem Strand.

Und um einen gastlichen Ort mit langer Geschichte. Ganz früher hieß die Strandperle "Altonaer Milchhalle". Damals genossen die Gäste "einen Becher Milch und nahmen züchtig ein Bad im Fluss", wie es in den Annalen der Strandperle heißt. Im Zweiten Weltkrieg war der Ausschank geschlossen und wurde erst 1949 von Eva und Max Lührs als "Lührs Gaststätte" wiedereröffnet. Damals lagen dort auch Boote. Bernt Seyfert gehörte eines davon. Er und seine Frau Elke übernahmen die Gaststätte 1973 und betrieben die Gastwirtschaft fast 35 Jahre lang, ehe sie aus Altersgründen Nachfolger suchten. "Die Strandperle war immer mein zweites Wohnzimmer", sagt Hannes Nöllenheidt, der früher das Lilienthal in der Neustadt betrieb. Und deshalb sei ihm und seiner Mannschaft sehr an Kontinuität für diesen besonderen Ort gelegen. "Wir hätten auch mit einem elektrischen Markisensystem arbeiten können, das wäre viel billiger gewesen, aber wir haben es bei der Strandperle mit einem Stück Hamburger Kulturgut zu tun", betont der Pächter. Deshalb habe man eine individuelle Lösung gewählt.

Mit der Konstruktion, die ein Hamburger Boots- und Schiffbauunternehmen angefertigt hat, sieht die Terrasse nun ein wenig aus wie ein Bootsdeck. Die Betonplatten auf dem Boden sind geblieben, aber das Drumherum ist neu. Die Überdachung mit Strandperlenlogo ist in vier Segmente eingeteilt und kann mit Stahlseilen über Winden auf- oder zugeschoben werden. "Jetzt kann man mit der Strandperle in See stechen", fabuliert Nöllenheidt träumerisch.

Aber keine Veränderung ohne Baugenehmigung: "Wir haben natürlich einen Antrag gestellt", sagt Bauleiter Peer Schwenke vom Hamburger Architekturbüro scoopstudio, das den Spezialauftrag gemeinsam mit dem Büro rocknrollarchitecture plante. "Die Konstruktion ist nicht einbetoniert, sondern wir haben Schraubfundamente benutzt", erklärt Schwenke. Eine Behördenvorgabe.

Auch der verglaste Windschutz an der Westseite, der die alten Holzwände ersetzen soll, werde so errichtet, dass er rasch abgebaut werden könnte. Die Terrasse kann künftig sogar ganz geschlossen werden. Auch das gastronomische Angebot wird im Winterhalbjahr angepasst. Dann werden auch Suppen auf der Karte stehen sowie heiße Waffeln, Glühwein und Apfelpunsch. Bis dahin wird es auch wieder Gläser mit Strandperlenlogo geben. Denn die sind so begehrt, dass kürzlich "innerhalb von vier Wochen mal wieder knapp 1500 Stück weg waren", sagt Thomsen. Zwar muss niemand seine Handtasche öffnen, bevor er von dannen zieht, aber es gibt einen dezenten Hinweis auf der Speisekarte: "Wer sich nicht von den Strandperlengläsern trennen will, macht uns eine große Freude, wenn er von unserem Kaufangebot Gebrauch macht."