1,2 Millionen Euro Steuergeld wurden für Umbauten an Immobilien von Ex-Bürgermeister Ahlhaus ausgegeben

Osdorf. Das einzige Manko, das das Anwesen in der Nähe des S-Bahnhofs Hochkamp hat, ist wohl, dass es formell zu Osdorf gehört und nicht zum feinen Blankenese. Aber sonst: 2500 Quadratmeter Grundstück, alter Baumbestand, drei Geschosse, Erker, Balkone, Terrassen. Und eine Sicherheitsausstattung, wie sie nur wenige vergleichbare Objekte aufzuweisen haben: Die Villa, die Ex-Bürgermeister Christoph Ahlhaus gemeinsam mit seiner Gattin Simone und seit September 2011 auch mit Töchterchen Charlotte bewohnt, ist ein Schmuckstück. Mit Steuergeldern in Höhe von mehr als einer Million Euro wurde es für den damaligen Ex-Innensenator und -Bürgermeister sicher gemacht. Im Zusammenhang mit der Immobilie hat die Staatsanwaltschaft nun Ermittlungen aufgenommen.

Immer wieder hatte Ahlhaus, damals zunächst Innensenator, dann Bürgermeister, darauf hingewiesen, dass er die Umbauten nicht beschlossen oder angeordnet habe. Die Polizei habe ihn als gefährdete Person eingestuft - und deshalb angeordnet, dass sein Wohnsitz gesichert werden müsse. Er selbst habe noch auf eigenes Risiko Maßnahmen, die weitere 300 000 Euro verschlungen hätten, abgesagt. Dennoch hatte die damals noch in der Oppositionsrolle befindliche SPD immer wieder angemahnt, dass Ahlhaus zu leichtfertig mit Steuergeldern umgehe. Immerhin verschlang die Umrüstung der Villa mehr Geld, als Hamburg in den zurückliegenden zehn Jahren insgesamt für die Sicherung von Häusern und Wohnungen von Senatsmitgliedern ausgegeben hat. Diese Summe belief sich auf 770 000 Euro. Allerdings lebte zum Beispiel Ahlhaus' Bürgermeister-Vorgänger von Beust in einer Etagenwohnung. Ähnlich wie beim jetzigen Bürgermeister Olaf Scholz sah das LKA wenig zusätzlichen Sicherungsbedarf. Andreas Dressel, zunächst Innenexperte der SPD und heute Fraktionsvorsitzender, warf Ahlhaus bereits vor dessen Einzug in die Villa vor, dass er mit dem Kauf des Hauses bis nach der Amtszeit hätte warten können, ja müssen.

Vor allem der üppig bemessene neu gezogene Zaun um das Haus des Politikers und seiner Familie stieß in der Bauphase bei Nachbarn auf Ablehnung. Zwischen quadratischen Betonpfeilern ragen Metallstäbe mehr als zwei Meter empor. 170 000 Euro kostete die Umfriedung der Villa. Dafür, so hieß es vom CDU-Senat während der Bauphase, entspreche der Zaun der sogenannten Hochkampklausel von 1908, nach der "das städtebauliche Bild, das durch großzügige Villen mit parkartigen Grundstücken geprägt ist, dauerhaft zu garantieren" ist. Wobei der Zaun der Ahlhaus-Villa nach Ansicht von Anwohnern das Bild der Straße eindeutig verändert hat. Kein anderes Haus in der Straße sei so massiv eingezäunt, bemängelten sie. Und in der Hochkampklausel heißt es tatsächlich: "Einfriedungen dürfen nicht höher als 1,20 Meter über den Trottoirkantstein hinausragen."

650 000 Euro kosteten Anfertigung und Einbau der insgesamt 34 Sicherheitsfenster und -türen. Weil die Gründerzeitvilla unter Denkmalschutz steht, mussten hier teure Maßelemente verbaut werden. Weitere 185 000 Euro fielen für die Alarmanlage mit Videoüberwachung, Bewegungsmelder und für Sicherheitsschlösser an.

Was die Kritiker besonders erregte: Als Christoph Ahlhaus in die Villa einzog, war der Grund der Umbauten längst hinfällig. Als Ex-Senator, Ex-Bürgermeister und nunmehr einfacher Bürgerschaftsabgeordneter galt und gilt er nicht mehr als gefährdete Person. Aufforderungen, einen Teil der Summe, die für die Umbauten ausgegeben wurden, zurückzuzahlen, hatten Ahlhaus und der CDU-Senat im Vorwege stets abgelehnt: Die Umbauten seien nicht "aus sich heraus wertsteigernd", hieß es in einer Senatsantwort auf eine Anfrage des SPD-Mannes Dressel. Auch Ahlhaus betonte immer wieder, dass es bei den Maßnahmen in keinster Weise um Komfort ginge: Sicherheitsfenster würden den Wiederverkaufswert und den Komfortfaktor sogar deutlich senken, betonte er. Auch sei der Umbau nicht rückgängig zu machen gewesen, als klar war, dass Ahlhaus sich Neuwahlen würde stellen müssen. Alle Aufträge seien erteilt gewesen, die Bauteile gefertigt und größtenteils eingebaut.

Gleiches gilt auch für die Zweitwohnung des Politikers in der Heidelberger Heimat. Anfang 2010 war auch diese Immobilie auf Kosten der Hamburger Steuerzahler gesichert worden. Die Maßnahmen hier kosteten rund 200 000 Euro. Der Bund der Steuerzahler hatte den Senator dafür kritisiert, dass er offenbar "die Bodenhaftung verloren" habe. Weil die Investitionen zu seinem Privateigentum würden, solle Ahlhaus einen Teil der Aufwendungen übernehmen, sagte Verbandssprecher Marcel Schweitzer nach Bekanntwerden der Umbauten. Eine weitere Immobilie, die das Ehepaar Ahlhaus besitzt, blieb unangetastet: Die Ferienwohnung auf Sylt wurde nicht nachgerüstet, weil Ahlhaus hier nur wenig Zeit verbringt. Die Wohnung auf Sylt wird im Internet zur Vermietung angeboten.