Bezirke handhaben das Vorgehen unterschiedlich: Während Mitte fast nur plant, flickt Nord die Schlaglöcher flächendeckend.

Hamburg. Auch wenn manche Autofahrer schon witzeln, im Schlagloch vor ihnen sei plötzlich ein Smart verschwunden - das Thema Schlaglöcher ist alles andere als lustig. Besonders dann, wenn man sich die durch die Winterschäden entstehenden Kosten ansieht, allein für den Bezirk Mitte: "Wir rechnen mit Summen zwischen zehn und 15 Millionen Euro, was die Reparaturen der Hauptverkehrs- und der Bezirksstraßen betrifft", sagt Lars Schmidt, Bezirksamtssprecher in Mitte. Er ergänzt: Viel mehr als rechnen, kalkulieren und bisweilen mal die eine oder andere Fahrbahn einer Straße sperren könne man derzeit auch nicht tun. Vor allem für das flächendeckende Verfüllen von Schlaglöchern fehle Geld, Material und Personal.

Kapituliert der Bezirk Mitte also vor den Kratern? "Nein!", sagt Lars Schmidt: "Natürlich haben wir im Moment sehr mit dem Schlagloch-Problem zu kämpfen. Aber es macht keinen Sinn, einfach alle diese Löcher nun mit Kaltasphalt zu verfüllen, da diese Notlösung höchstens einige wenige Tage hielte." Lediglich in wenigen Ausnahmen, so Schmidt weiter, würden die Schlaglöcher notdürftig geflickt. Etwa dann, wenn sie tiefer als zehn Zentimeter seien. Gegebenenfalls müssten Straßen auch ganz oder teilweise gesperrt werden, so wie aktuell die Budapester Straße.

Ansonsten, fügt Schmidt hinzu, arbeite der Bezirk Mitte intensiv an der Planung der Reparaturen, etwa, was die Prioritätenliste oder die zu schließenden Verträge mit externen Bauarbeitsfirmen betreffe. Bis November solle die Schlagloch-Beseitigung noch dauern.

Der Bezirk Nord hingegen - der insgesamt mit rund 38 Millionen Euro Instandsetzungskosten rechnet - praktiziert das Kaltasphaltieren sehr wohl flächendeckend. Dazu Bezirksamtsleiter Wolfgang Kopitzsch: "Freilich hilft das Kaltasphaltieren nur begrenzt. Jedoch müssen wir ja unserer Verkehrssicherungspflicht nachkommen."

Das sieht auch der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Metin Hakverdi aus Wilhelmsburg ähnlich. Er sagt: "Ich begrüße das bedachte Vorgehen des Bezirks Mitte, meine aber, dass es Straßen wie etwa die Georg-Wilhelm-Straße oder die Harburger Chaussee gibt, die einer unmittelbaren Reparatur bedürfen. Weil sie einerseits durch ihre aktuellen Schlaglöcher sehr gefährlich und weil sie andererseits zu wichtig sind, um sie einfach sperren zu können."

Klaus-Peter Hesse, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion, geht mit seiner Kritik noch weiter: "Aus der Senatsantwort von Anfang dieser Woche auf meine Kleine schriftliche Anfrage zu dem Thema geht hervor, dass zu dem Datum im Bezirk Mitte noch keine einzige Straße gesperrt war, dass es gleichzeitig hingegen im Bezirk Nord 13 bereits teilgesperrte Straßen gab. Daraus folgere ich, dass entweder der Winter in Mitte viel milder als anderswo war oder dass dieser Bezirk seinen Verpflichtungen nicht genügend nachkommt."

So unklar derzeit die Reparaturplanungen für die Schlaglöcher zu sein scheinen, so klar ist, dass die durch die Asphaltschäden verursachten Kosten explodieren: Nach Informationen des Fernsehsenders Hamburg 1 benötigten allein Bergedorf, Mitte, Nord und Wandsbek rund 65 Millionen Euro. Der Senat hatte zuletzt gerade mal zehn Millionen zusätzlich für ganz Hamburg lockergemacht. Dazu sagt Enno Isermann, Sprecher der Stadtentwicklungsbehörde: "Wir haben in diesem Jahr deutlich mehr Geld als zuvor. Das müssen wir vernünftig verbauen. Dann sehen wir weiter, was wir noch für Bedarfe haben."