Trotzdem: Nur 31 Prozent der in Hamburg lebenden Muslime wollen überhaupt als Deutsche gesehen werden

Hamburg. Nur 13 Prozent der Muslime, die in Hamburg leben, fühlen sich als Deutsche wahrgenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die unlängst in Billstedt, Wilhelmsburg und auf St. Pauli gemacht wurde. Urheber ist das Open Society Institute in London. Das untersuchte das Lebensgefühl von Muslimen in insgesamt elf europäischen Städten, unter ihnen Hamburg und Berlin. Das Ergebnis ist ein Report, der den Integrationsbemühungen in Deutschland eher ein schlechtes Zeugnis ausstellt.

Die meisten identifizieren sich nicht mit Deutschland. Nur 31 Prozent der in Hamburg lebenden Muslime wollen überhaupt als Deutsche gesehen werden - Werte, die niedriger sind als überall sonst in Europa. "In England fühlen sich 75 Prozent der Muslime als Engländer", sagt Andreas Hieronymus, der für den Hamburger Teil der Studie verantwortlich ist. In Großbritannien sei es leichter, die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem man lebt, zu bekommen. "In Deutschland ist das nicht so, was die Verbundenheit schmälert." Europaweit wurden 2200 Muslime und Nichtmuslime interviewt, in Hamburg waren es 200, die zwischen 18 und 75 Jahre alt sind. Die Interviews dauerten zwei Stunden, "sie gehen sehr in die Tiefe", sagt der Soziologe Hieronymus, der seit 20 Jahren über Migranten forscht. Die nun vorliegende Studie wird für Hamburg in allen Einzelheiten erst im April veröffentlicht.

Die Nichtmuslime unter den Befragten dienten als Vergleichsgruppe. Die Ergebnisse sind in vielerlei Hinsicht interessant. "Ich war über die Ähnlichkeiten überrascht", sagt Hieronymus. So seien die Einstellungen von Deutschen und Migranten, Muslimen und Nichtmuslimen zum Beispiel Politikern auf der einen und Polizei/Justiz auf der anderen Seite sehr ähnlich gewesen: "Der Polizei wird vertraut, den Politikern misstraut." In Hamburg werde Vielfalt geschätzt, "in Schule und Arbeit sind Muslime deswegen gut integriert". Zwei Drittel der befragten Muslime fühlen sich, so steht es in dem Report geschrieben, als Hamburger und leben gerne in ihrem jeweiligen Kiez. "Als Deutsche würden sie sich fühlen, wenn sie deutsche Staatsbürger wären oder auf kommunaler Ebene mitbestimmen könnten, weil sie das Wahlrecht haben."