Die Gruppe der 30- bis 49-Jährigen mit einem hohen Anteil von Eltern schulpflichtiger Kinder lehnt die Reform zu 53 Prozent ab.

Sollte es zu einem Volksentscheid über die Einführung der Primarschule in der jetzigen Form kommen, dann sind mehr Männer als Frauen für die Reform: 37 Prozent der Männer, aber nur 32 Prozent der Frauen sprechen sich für sechs Jahre gemeinsames Lernen aus.

Das ist ein interessantes Detailergebnis der aktuellen Meinungsumfrage, die das Psephos-Institut im Auftrag des Abendblatts erstellt hat. Mitte Dezember wurden 1001 in Hamburg wahlberechtigte Frauen und Männer repräsentativ befragt.

Die meisten Unterstützer finden GAL-Schulsenatorin Christa Goetsch und die schwarz-grüne Koalition für ihr Projekt bei der Altersgruppe der über 65-Jährigen mit 38 Prozent. Der hartnäckigste Widerstand kommt aus der Gruppe der zwischen 30 bis 49 Jahre alten Befragten: Die Altersgruppe mit einem hohen Anteil von Eltern mit schulpflichtigen Kindern lehnt die Reform zu 53 Prozent ab.

Die Zustimmung zur sechsjährigen Primarschule nimmt mit dem Bildungsgrad zu: Nur 32 Prozent der Menschen mit Haupt- oder Realschulabschluss, aber 41 Prozent derjenigen mit Abitur sind für längeres gemeinsames Lernen. Auf den ersten Blick ist verblüffend, dass der Anteil der Reformgegner ebenfalls bei den Menschen mit Hochschulreife vergleichsweise hoch ist: Von ihnen lehnen 46 Prozent die Reform ab, bei den Männern und Frauen mit Hauptschulabschluss sind es 42 Prozent, mit mittlerer Reife 48 Prozent. Die Lösung: Der Anteil der Unentschlossenen und Unwissenden ist bei der Abiturienten-Gruppe am geringsten.

Interessant: Befürworter und Gegner der Reform sind bei CDU- und SPD-Wählern annähernd gleich verteilt: Im CDU-Lager sind 34 Prozent, im SPD-Lager 33 Prozent für die Primarschule. Die Gegner unter den CDU-Wählern schlagen mit 51 Prozent zu Buche, unter den SPD-Wählern mit 48 Prozent. Umgekehrt verteilt sind Zustimmung und Ablehnung bei der GAL: Von den Grünen-Wählern sind 56 Prozent für die von der GAL angestoßene Reform, aber immerhin 25 Prozent dagegen. Die Wählerschaft der Linken ist gespalten: 50 Prozent wollen die Reform, während 47 Prozent sie ablehnen.

Insgesamt sagen 34 Prozent, dass sie "sicher für" die Reform stimmen werden, aber 45 Prozent sind "sicher dagegen". Das Verhältnis ändert sich unter der Bedingung, dass das Elternwahlrecht für die weiterführende Schule erhalten bleibt: Dann kommen zu den 34 Prozent Reformbefürwortern weitere 20 Prozent aller Befragten hinzu, die für die Reform stimmen würden - rechnerisch gäbe es eine Mehrheit für die Primarschule. Nach den Plänen von Schwarz-Grün ist das Elternwahlrecht alten Typs für den Wechsel nach Klasse sechs auf ein Gymnasium oder eine Stadtteilschule abgeschafft worden. Maßgeblich soll die Entscheidung der Lehrerkonferenz sein.

Die Altersgruppe, die sich am ehesten durch das Elternwahlrecht von der Reform überzeugen lassen würde, sind die bis 34 Jahre alten Befragten. Bei diesen, deren eigene Schulzeit am kürzesten zurückliegt, sind es 29 Prozent, die ihre Einstellung ändern würden. Bei den 35- bis 49-Jährigen sind nur 15 Prozent zur Umkehr bereit. Interessant ist, dass sich nur 17 Prozent der CDU-Wähler - unterdurchschnittlich wenig - durch das Elternwahlrecht umstimmen lassen würden.

Festzuhalten bleibt, dass die Befragten bei der Einschätzung der Chancen für den Unternehmer Michael Otto, der einen Kompromiss finden soll, eher gering sind. Immerhin 44 Prozent rechnen nicht damit, dass es zu einer Einigung kommt, was zwangsläufig bedeutet, dass der Volksentscheid stattfinden wird. Nur 32 Prozent rechnen mit einem parteiübergreifenden Kompromiss, während 13 Prozent meinen, dass es bei der von der Bürgerschaft beschlossenen Schulreform bleibt. Im Nachhinein unterstützen 60 Prozent der Befragten die Kampagne und die Ziele der Volksinitiative gegen die Reform. Nur 25 Prozent lehnen sie ab. Von den "Unterstützern" der Initiative haben 70 Prozent Kinder, die von der Reform betroffen sind.

Im Zentrum des ersten Teils der Abendblatt-Umfrage stand die Sonntagsfrage. Danach würden sich nur noch 38 Prozent (Bürgerschaftswahl 2008: 42,6) für die CDU entscheiden. Die SPD käme danach auf 34 (34,1) Prozent, die GAL auf elf (9,6) Prozent, die Linke auf acht (6,4) Prozent und die FDP auf sechs (4,8) Prozent. Schwarz-Grün hätte danach nur noch einen äußerst knappen Vorsprung von 49 zu 48 Prozent.