"Verdrängung" oder Neudeutsch "Gentrifizierung" ist eines der aktuellsten Themen in der Stadt. Die von Künstlern in Beschlag genommenen Gängeviertel und Frappant (Altona), extreme Mietsteigerungen auf St. Pauli und in St. Georg, das Schanzenviertel oder der gezielt geplante Imagewandel Wilhelmsburgs fallen darunter. In diese Diskussion bringt die SPD-Bürgerschaftsfraktion nun ein eigenes Papier mit dem Titel "Schutzschirm gegen Verdrängung" ein. Es soll am Mittwoch Thema in der Bürgerschaft sein.

"Viele Stadtteile ändern ihr Gesicht - durch Modernisierung von Häusern und Wohnungen, durch Neubauvorhaben, durch Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, durch neue Betriebe und Geschäfte", sagte der SPD-Stadtentwicklungsfachmann Andy Grote. Folge dieser "Aufwertung" sei häufig ein Anstieg der Miet- und Lebenshaltungskosten. Grote: "Wir wollen verhindern, dass sich alteingesessene Bewohner das Leben in ihrem eigenen Viertel nicht mehr leisten können."

In ihrem Eckpunktepapier fordert die SPD zunächst ein "Sozial-Monitoring" für alle Stadtteile, um Verdrängungstendenzen so früh wie möglich erkennen zu können. Auf Basis dieser Daten sollten soziale Erhaltungsverordnungen erlassen werden - für St. Pauli und St. Georg sind sie bereits in Planung -, die Schutz vor Luxussanierungen bieten. Hier verweisen die Genossen auf München, das bereits 14 solcher "Schutzgebiete" ausgewiesen habe. Drittens solle die Stadt, zum Beispiel über die Saga, mehr günstigen Wohnraum mit Anfangsmieten von höchstens 8 Euro schaffen. Mietsteigerungen könnten durch den Ankauf von sozialen Belegungsbindungen verhindert werden. Dass der CDU/GAL-Senat genau dies an 100 Wohnungen testen will, hält Grote für zu wenig - nötig sei der "Ankauf" von mindestens 1000 Wohnungen. Außerdem fordert die SPD Nischen für lokale Gewerbetreibende und nicht kommerzielle Nutzungen sowie soziale Netzwerke für die Viertel.

Ein Beispiel für Verdrängung sei St. Pauli, sagt Grote. Dort sei der bei Neuvermietungen von Wohnraum erzielte Preis seit 2005 um 40 Prozent gestiegen - von 7,31 Euro auf 10,22 Euro pro Quadratmeter. Setze sich der Trend fort, werde sich der Bevölkerungsmix völlig verändern, der Charakter des Stadtteils drohe verloren zu gehen.