Nach den Anschlägen auf das Haus des RWE-Innogy-Managers und ehemaligen Umweltsenators Fritz Vahrenholt sowie den Werber Jean-Remy von Matt sind die Täter noch immer flüchtig. Inzwischen ist allerdings ein Bekennerschreiben bei der "Hamburger Morgenpost" aufgetaucht. Darin beziehen sich die Autoren des zweieinhalb Seiten langen Briefes auf die Zusammenarbeit zwischen RWE und der Werbeagentur Jung von Matt, die für den Energiekonzern die Werbekampagne erarbeitet hat. Die Verfasser werfen RWE vor, Kernenergie "als Schlüsselelement für wirtschaftliches Wachstum und Kohlendioxid-Reduktion" anzusehen. Vahrenholt, der für Windenergie zuständig ist, mache sich für die Laufzeitverlängerung und den Neubau von Atomkraftwerken stark. Bereits in der Überschrift werden mögliche weitere Anschläge angedeutet. Darin heißt es: "Anlässlich der vorweihnachtlichen Aktionswochen: Raues Klima für Energiekonzerne, Manager und Helfershelfer."

Wie berichtet, hatten drei bislang unbekannte Täter in der Nacht zu Donnerstag Steine und mit schwarzer Farbe gefüllte Gläser auf die Fassade des Wellingsbütteler Hauses von Vahrenholt geworfen. Dabei gingen drei Fenster zu Bruch. Fast zu gleichen Zeit zündeten weitere Täter den Mercedes CLS (Neupreis etwa 70 000) des Jung-von-Matt-Gründers vor dessen Haus in Harvestehude an. Nachbarn berichteten der Polizei später von einem lauten Knall. Auch dort hatten Zeugen drei vermummte Personen weglaufen gesehen.

Zuvor hatte ein Anrufer versucht, die Polizei mit einem fingierten Notruf in die Irre zu führen. Der Unbekannte hatte angegeben, dass an der Eimsbütteler Chaussee ein Auto brennen würde. Die Ermittler des Staatsschutzes der Polizei untersuchen nun die Aufzeichnung des Anrufes. Die Anschläge ereigneten sich nur sechs Wochen nach den Attacken auf Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU) und Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU). Auch deren Wohnhäuser wurden mit Steinen und Farbe fast zeitgleich angegriffen. Zwei der mutmaßlichen Täter gingen der Polizei bei der Großfahndung ins Netz.