Nach dem brutalen Angriff auf einen Studenten der Bucerius Law School in St. Georg mahnen Schwulenverbände und Polizei die mangelnde Anzeigenbereitschaft der Opfer an.

"Die Polizei kann nur handeln, wenn sie auch Hinweise bekommt", sagt Eckhard Carrie, einer von vier Ansprechpartnern der Hamburger Polizei für Schwule und Lesben.

Wie berichtet, ist der 27 Jahre alte Student aus New York in der Nacht zu Sonntag von vier Jugendlichen an der Straße Zimmerpforte zusammengeschlagen und beraubt worden. Sie hatten ihn offenbar für homosexuell gehalten und mit schwulenfeindlichen Sprüchen beleidigt. Der Amerikaner ist seit einer komplizierten Kopfoperation Jahre zuvor gehbehindert.

"Es gibt zahlreiche Übergriffe auf Schwule, die nicht angezeigt werden", beklagt Wolfgang Preußner, Vorstand vom Lesben- und Schwulenverband in Hamburg. Viele Opfer hätten die Erfahrung gemacht, dass Beamte nicht sensibilisiert seien, sie nicht ernst nähmen oder sich gar lustig machten. David Schreiber vom Magnus Hirschfeld Centrum, einem Beratungsverein für homosexuelle Menschen, sagt, dass derart heftige Übergriffe zwar selten zu beobachten seien. "Aber es gibt immer wieder Pöbeleien und böse Witze über Schwule. Und diese sind eben verbale Gewalttaten."

Als Grund für die mangelnde Anzeigenbereitschaft sieht Ermittler Carrie die Angst der Opfer vor einer Stigmatisierung. "Gerade ältere Schwule glauben, dass die Polizei eine Art ,rosa Liste' führen würde." Er appelliert an die Opfer, selbst Beleidigungen, immerhin Straftaten, anzuzeigen. "Nur so können wir ein Lagebild erstellen und entsprechend reagieren."