20 000 Besucher sahen sich am Tag der offenen Tür im Hamburger Rathaus um und nutzten die Gelegenheit, Fragen zu stellen.

Hamburg. Hunderte Menschen drängen sich durch die Eingangshalle des Rathauses. Gewöhnlich ist es in der Rathausdiele so ruhig wie in einer Kirche - beim Tag der offenen Tür am Sonnabend gleicht sie einer Bahnhofshalle. 20 000 Besucher zählt das Rathaus an diesem Tag. Die Stände der Fraktionen sind umringt von Menschen. Allerdings nicht nur der Abgeordneten wegen, die kostenlosen Kugelschreiber und Altländer Bioäpfel der GAL sind für viele interessanter und schnell vergriffen. Bei der SPD türmt sich ein symbolisches Schuldendiagramm in die Höhe.

"Die Menschen kommen offen auf uns zu, alle Altersgruppen sind hier. Sie wollen zum Beispiel wissen, wie die Frau auf dem Brunnen im Rathaus-Innenhof heißt", sagt Bürgerschaftsmitglied Roland Heintze (CDU), der an diesem Tag mehr Fragen zur Architektur des Rathauses denn zum Parteiprogramm der CDU beantworten muss. Mandy Reim (19) und ihr Freund Jens Schwerdt (27) sind spontan vorbeigekommen und lauschen einer Debatte im Plenarsaal. "Wir waren eigentlich wegen des Öko-markts auf dem Rathausmarkt. Aber das Rathaus wollten wir uns schon immer mal von innen anschauen. Wir möchten schließlich wissen, von wo aus wir regiert werden", sagen die beiden.

Der Rundgang führt durch alle wichtigen Räumlichkeiten des 1897 erbauten Rathauses. Hauptanziehungspunkt ist der Plenarsaal. Dort, wo sonst 121 Abgeordnete der Bürgerschaft tagen, sitzen diesmal die Bürger. Besonders begehrt ist das Rednerpult, hinter dem viele für ein Foto posieren. "Wo sitzt denn hier der Bürgermeister? Das will ich unbedingt wissen", sagt eine Besucherin laut. Ein Rentnerehepaar ist beeindruckt von den Verzierungen an der Decke im Kaisersaal: "So eine schöne Decke, wie lange die wohl dafür gebraucht haben, bis die fertig war?" Bei den Touristen sorgen vor allem die Gemälde an den Wänden für Bewunderung. Zeitweise herrscht hier Blitzlichtgewitter. Anna Kujawa (26) aus Winterhude hält alles mit ihrer Digitalkamera fest: "Die Kronleuchter finde ich faszinierend. Ich war vor ein paar Jahren schon mal hier. Damals spontan, heute geplant", sagt sie.

"Wir wollten schon lange eine Führung mitmachen, heute geht das ganz einfach", sagt Joachim Tausch (25). Seine Tochter Milena ist mit einem Jahr wohl die jüngste Besucherin. Um 17 Uhr ist Schluss - sehr zum Leidwesen all jener, die vergeblich in der Schlange gewartet haben.