In einem Hotel in den Dolomiten spricht mich ein sympathischer Kellner an. Es ist Abend, der ganze Abwasch ist gemacht. Wie immer habe ich ein Buch in der Hand.

"Sie lesen immer, schreiben Sie auch?" Meine Antwort: "Ja, hin und wieder." Der junge Mann "Ich möchte mal ein Buch schreiben, ganz für mich, so wie ich das Leben sehe, was ich fühle, im Innern spüre, auch mit Esoterik und diesen Sachen."

So schreibe ich jetzt für die Leserinnen und Leser des Hamburger Abendblatts kein Buch, sondern nur ein paar Zeilen. Was kann ich über den Sinn meines Lebens sagen? Was steht dahinter? Natürlich kann man nicht immer so fragen, wir sollen leben. Leben macht Freude. Leben stellt vor immer neue Aufgaben. Aber sollen wir ganz ohne Gedanken leben?

Leben ist immer etwas ganz Persönliches, mein eigenes Leben - und dann erst das Leben der anderen. Ich will entdecken, was Sache ist: Freundschaft, Spaß, Verantwortung, Trost, Befreiung, Zukunft. Als Geistlicher lerne ich viele Menschen kennen, sehe, wie sie leben und ihren persönlichen Weg gehen. Ich werde bereichert und oft genug beschämt durch ganz unterschiedliche Lebensgeschichten und kann immer nur sagen: Jeder soll seinen eigenen Kopf behalten; er bleibt unvertretbar und verdient Respekt. Als Mann der Kirche spreche ich von Gott und will immer selber an ihn glauben: an die Kraft, an die Liebe, an die Person, so unvorstellbar groß, dass das kleinste Menschenkind von ihr nicht vergessen wird. Gott muss mächtiger bleiben als aller Unsinn. Gott kennt gerade mich und gibt mir meine Würde, auch wenn ich kläglich versage. Gott weicht keinem von der Seite. Er bedrängt uns nicht, sondern wartet, bis uns das Herz für ihn aufgeht. Es gibt so viele Wege zu Gott, wie es Menschen gibt, hat der polnische Papst einmal gesagt, ein gutes Wort.

Manchen tut es gut, über diese Fragen zu schreiben, ein Buch oder einige Sätze. Reden hilft, aber oft auch das Schweigen und das Hören. Bleiben wir aufmerksam auf uns selber und für die anderen! Der junge Kellner Dominik ist im Marienkrankenhaus geboren und als Kind in den Süden gekommen. Zufälle gibt es!