Künstler Stefan Gwildis hat mit Häftlingen der Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel gejammt. Auch Lotto King Karl war bei dem Projekt dabei.

Hamburg. Ismet Odabas' Finger zittern ein wenig, als sie die kühlen weißen Tasten des Pianos berühren. Er blickt stur auf das Blatt Papier vor ihm, als wolle er den Noten befehlen, selbst zu spielen. Erst vier Minuten und etliche Takte später weicht der Ernst, und der tosende Beifall schwemmt ein Lachen auf sein Gesicht. "Sauber gespielt, Ismet", sagt Stefan Gwildis. Gemeinsam haben sie gejammt - der Profi-Musiker Gwildis und der Häftling aus Haus II der Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel, Ismet Odabas. Sieben Jahre muss er noch einsitzen.

Gwildis ist Gast beim siebten "Jam in Jail" - insgesamt zwölf Hamburger Interpreten in elf Monaten treten in der Knastkirche auf, darunter Michy Reincke, Lotto King Karl und zuletzt Katrin Wulff. Im Frühjahr werden die Konzerte auf CD gepresst, vertrieben vom Projekt "Heiße Ware aus dem Knast".

Als Stefan Gwildis die Bühne betritt, dauert es nicht lange, bis das Publikum jubelt, jauchzt und klatscht. Schwere Jungs in Kapuzenpullis und Trainingsanzügen, Männer mit Tattoos und Hemden - fast wie damals, 1968, als Country-Legende Johnny Cash im kalifornischen Hochsicherheitsgefängnis seinen "Folsom Prison Blues" singt.

"Geiler Sound hier", ruft Gwildis nach dem ersten Lied in den Applaus hinein. "Seid ihr gut drauf, Brüder und Schwestern?" Er holt nach und nach die Musiker auf die Bühne - die "heiligen Bretter", wie er sie nennt. Männer wie Thomas an der Gitarre oder "TieJay" am Gesang. Und eben Ismet am Piano.

Als er 2007 hier ankam, hat er mit dem Klavierspiel begonnen. Zweimal in der Woche probt er mit der "Santa Fu"-Band. Drei Stunden lang. Seit einiger Zeit hat er ein Piano in seiner Zelle. Ismet Odabas spielt sich den Knast aus dem Kopf.