Mehr als sonst irgendwo in der Hansestadt findet die rechtsradikale Partei im Osten Hamburgs Auftrieb und Bestätigung - ein Ortstermin.

Hamburg. Sollte die NPD zuletzt versucht haben, sich einen seriöseren Anstrich zu geben, ist es der rechtsradikalen Partei in Billstedt nicht geglückt. Etwa 20 zumeist Kahlköpfige stehen am Sonnabendmorgen um den mit Parteiflaggen geschmückten Tapeziertisch am Eingang zum örtlichen Einkaufszentrum (EKZ) - geschützt von knapp 50 Beamten der Bereitschaftspolizei in Einsatzmontur, mit Schlagstöcken. Eine gespenstische Szene, die wohl nur den Rechtsextremen gefällt, die in Richtung der drei Dutzend schwarz gekleideten Gegendemonstranten obszöne Gesten proben, die außerhalb der Absperrung zurückgehalten werden.

"Sind das die Krawallbrüder?", fragt eine elegant gekleidete Dame, die einen Rollator vor sich herschiebt. Und meint die linke Gegendemo. Mehr als sonst irgendwo in Hamburg findet die rechtsradikale Partei im Osten Hamburgs Auftrieb und Bestätigung. Bei der Bundestagswahl 2005 erzielte die NPD hier ihr stärkstes Ergebnis - neben Rahlstedt und Bramfeld. Doch an diesem Wochenende gehen viele EKZ-Besucher wortlos vorbei, schütteln den Kopf, lassen sich keine Wahlzettel in die Hand drücken. Und wenn doch, warten Demonstranten bereits mit braunen Müllbeuteln, in denen sie die Flyer wieder einsammeln. "Da müsste man mit dem Knüppel rein", meint ein Weltkriegsveteran im Rollstuhl. "Die haben nichts gelernt."

Eine Endfünfzigerin hält die Daumen hoch, als sie an den Linken vorbeigeht. Nun, verbieten solle man solche Wahlauftritte nicht, die in 60 Jahren gestählte Demokratie müsse so etwa aushalten. Und: Im Untergrund wäre die NPD wohl viel gefährlicher, sagt die Walddörferin.

Vorzeitig brechen die NPD-Anhänger ihre Vorstellung ab und lassen sich unter Polizeischutz zur Bushaltestelle eskortieren. Mit dem Linienbus geht's nach Bergedorf, zum zweiten Wahlkampftermin - die Polizei fährt zur Sicherheit hinterher.