Schwindel mit Getränken, Handel mit altem Fleisch - elf Prozent aller Hamburger Lebensmittelproben beanstandet.

Hamburg. Etikettenschwindel auf Wasser- oder Weinflaschen, zu viel Fett in Geflügelbratwurst, alte Fleischwaren auf dem Wochenmarkt - manche Lebensmittelhändler oder Gastronomen lassen nichts unversucht, um die Verbraucher zu täuschen. Oft steckt schnöde Profitgier dahinter.

Solche und ähnliche Fälle aufzudecken ist unter anderem die Aufgabe des Instituts für Hygiene und Umwelt (HU) der Behörde für Soziales, Familie, Gesundheit und Verbraucherschutz (BSG). Sozialsenator Dietrich Wersich (CDU) stellte jetzt den Jahresbericht 2008/2009 des Instituts vor. Danach waren 11,5 Prozent der Lebensmittelproben zu beanstanden. Das heißt, von den insgesamt 21 000 untersuchten Lebensmittelproben entsprachen mehr als 2400 nicht den Anforderungen des Lebensmittelrechts. 25 Proben waren gesundheitsgefährdend, 900 wurden wegen Irreführung der Verbraucher oder Kennzeichnungsmängeln beanstandet.

Insgesamt hat das Hygiene-Institut im vergangenen Jahr mehr als 700 000 Laboranalysen und Begutachtungen, Stellungnahmen und Beratungen vorgenommen. 30 000 mehr als im Vorjahr.

Einen besonders dreisten Täuschungsversuch stellte Friedrich Liebig, Leiter des Bereichs Lebensmittelsicherhei, vor. Ein Gastwirt hatte in die Flaschen des teureren Markenwassers San Pellegrino günstigeres Wasser von einem Discounter gefüllt und das Ganze trotzdem für den teuren Markenwasser-Preis an die Gäste verkauft. Ein Hinweis aus der Bevölkerung hatte die Institutsmitarbeiter auf den möglichen Etikettenschwindel aufmerksam gemacht.

In einem ersten Versuch hatten Mitarbeiter verdeckt Proben des Wassers entnommen. Chemische Untersuchungen belegten, dass es sich nicht um das angepriesene Pellegrino handelte. Daraufhin wurden - diesmal mit Kenntnis des Wirtes - Vergleichsproben von allen Wassern des Gastronomiebetriebs genommen. So konnte der Schwindel aufgedeckt und bewiesen werden. Dem Wirt droht mindestens eine Ordnungswidrigkeits-, wenn nicht sogar eine Betrugsanzeige.

Manchmal ist es aber auch nicht Profitgier, sondern einfach Nachlässigkeit oder Unwissenheit, die zu Problemen führt. So entstehen Infektionskrankheiten in Pflege- oder Altenheimen oft durch mangelnde Hygiene, sagte Dr. Andreas Samman. Ältere Menschen seien ähnlich wie Babys besonders anfällig für Infektionen durch Keime, weil die Immunabwehr ab 65 Jahren deutlich schwächer werde. Sie seien von Durchfallkrankheiten wie dem Noro-Virus und der aktuell grassierenden Schweinegrippe besonders gefährdet. Deshalb ist ein Schwerpunkt des medizinischen Bereichs des Instituts auch Aufklärung und Beratung zum Beispiel über Krankenhaushygiene.

Noch immer würden solche Infektionen am häufigsten über die Hände übertragen. "Das Ziel ist es, durch die richtige Hygiene diese Infektionskette zu durchbrechen", sagte Samman. Zurzeit sind in Hamburg 286 Menschen an Schweinegrippe erkrankt. 551 Proben hat das Institut insgesamt untersucht. Senator Wersich betonte die Bedeutung des Instituts und lobte die "hohe Kompetenz" der Mitarbeiter.