So still es öffentlich um das Kraftwerk geworden ist, so hart wird hinter den Kulissen gekämpft.

Tricksen, Tarnen, Täuschen - bisher war von dieser Taktik nur im Zusammenhang mit der HSH Nordbank die Rede. Dabei passt diese von Ex-Minister Werner Marnette kritisierte Handlungsweise auch auf andere Vorgänge in der Stadt - zum Beispiel auf den Kampf um das Kohlekraftwerk Moorburg. "Moorburg? Das ist doch längst genehmigt?" Richtig, für das umstrittene Kohlekraftwerk an einem Restarm der Süderelbe hat Umweltsenatorin Anja Hajduk (GAL) im vergangenen Sommer eine Genehmigung erteilt. Eine Genehmigung mit sehr strengen Auflagen. Genau diese Auflagen sind es, die das Feuer weiter lodern lassen. So still es öffentlich um das Kraftwerk geworden ist, so hart wird hinter den Kulissen gekämpft.

Der BUND holte das Kraftwerk aus dem Sommerloch

Den jüngsten Vorstoß, das Thema Moorburg aus den Tiefen des Sommerlochs zu holen, machte in dieser Woche der Hamburger Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) - seit jeher bekannt als besonders hartnäckiger Gegner des Kraftwerks.

So legte der BUND in dieser Woche Unterlagen vor, die den Energiekonzern in einem fragwürdigen Licht dastehen lassen. Wie diese Unterlagen belegen, hat Vattenfall bei seiner Klage vor dem internationalen Schiedsgericht der Weltbank (ICSID) gegen die Bundesrepublik mit "verkürzten und zum Teil falschen Argumenten operiert", um die Umweltauflagen für den Betrieb des Kraftwerks Moorburg zu kippen und einen Schadenersatz in Milliardenhöhe zu erwirken.

Darauf angesprochen, blieben die Vattenfaller - wen will es überraschen - mit Verweis auf das laufende Verfahren wortkarg. Sie wollen es dem Schiedsgericht überlassen, am Ende eine Entscheidung zu treffen. Will Vattenfall damit jemanden täuschen? Lassen sich die Behauptungen nach fehlender Vorabinformation beziehungsweise angeführter Willkür der Behörde bei der Festlegung der Umweltauflagen mithilfe der Unterlagen doch recht schnell entkräften ...

Ist der nachträglich zugesagte Bau des Hybridkühlturms, um weniger Elbwasser für den Kühlkreislauf zu verwenden, auch nur ein Trick? Schließlich verkündete Vattenfall bereits öffentlich, dass sie diesen gar nicht dauerhaft benutzen wollen, weil er die Effizienz des Kraftwerks hemmt. Nur in Ausnahmefällen soll er laufen. Nur für den Fall, dass die Wassertemperatur die Entnahme des Kühlwassers aus der Elbe verbietet.

Über eines muss man sich klar sein: Auch der BUND verfolgt ein klares Ziel - die Verhinderung des Kraftwerks. Zu groß sind seiner Meinung nach die negativen Folgen für die Elbe. Er will den Schutz der Elbe und der Umwelt, um jeden Preis.

Dieses unbestritten hehre Ziel kann jedoch kein Freibrief für die Wahl der Mittel sein, dieses zu erreichen. Denn auch der BUND kämpft mit harten Bandagen, wertet Unterlagen so, wie es der eigenen Position dient.

So empörte sich der BUND nach Aktenrecherche darüber, dass der damalige Umweltsenator Axel Gedaschko (CDU) sich - weil es politisch anders gewollt war - über eine fachliche Entscheidung seiner Behörde hinweggesetzt habe. Diese hatte am 20. April 2007 die Genehmigung des Kraftwerks verweigert und Vattenfall am 25. April 2007 darüber informiert. "Es liegen Versagensgründe vor, die nicht durch Auflagen oder Maßnahmen verhütet oder ausgeglichen werden können", heißt es in einem Schreiben. Zu diesem Zeitpunkt und mit den vorhandenen Informationen sah die Behörde keine Möglichkeit, das Kraftwerk zu genehmigen. Dass es daraufhin Gespräche zwischen Gedaschko, Vattenfall und der damals noch involvierten Norddeutschen Affinerie (heute Aurubis), gegeben hat, an deren Ende eine Vertragsunterzeichnung und eine Vorabgenehmigung für den Bau des Kraftwerks stand, verkauft der BUND als "gewaltige politische Einflussnahme".

Das Kraftwerk war von der CDU-Regierung gewollt

Keine Frage: Das Kraftwerk war von der CDU-Regierung gewollt. Was aber der BUND nicht erzählt: Nach dem ersten Gutachten gab es weitere Gespräche zwischen Behörde und Vattenfall. Unterlagen wurden nachgereicht, die die Sachlage veränderten. Am Ende gab es ein zweites Gutachten vom 31. August 2007. Danach ist eine Genehmigung unter strengen Auflagen möglich. Dieses zweite Gutachten legte der BUND nicht vor.

Selbst für Insider ist es nur noch schwer zu durchschauen, wer wo wie viel und warum trickst, tarnt oder täuscht. Darum ist es gut, dass am Ende ein Gericht entscheiden wird. Über die Wahrheit und das Kohlekraftwerk Moorburg.